Kostspielige Spielfreude

Bernhard Hanisch

Bernhard Hanisch

Brasilien war einmal. Was davon bleibt? Keine schlechte sportliche Nachrede zumindest.

von Bernhard Hanisch

über die WM 2014

Die Weltmeisterschaft 2014 ist Geschichte. Zufrieden ziehen Sportexperten ihre Resümee, verwenden den Begriff des "Jogo Bonito" für die treffsichere Beschreibung des zumeist schönen Fußballs, der in 32 Tagen geboten wurde.

Offensivgeist und Spielfreude waren Trumpf, Trauer ebenso. Deutschland schafft den Tabubruch, wird als erste europäische Mannschaft auf amerikanischem Boden Weltmeister. Gastgeber Brasilien, einst Erfinder der ästhetischen Ballbehandlung, rumpelte durch das Turnier und bemühte im Scheitern jede Tragik.

Brasilien hat sonst einen guten Eindruck hinterlassen. Brasilien hat geprotzt, hat mehr Geld verbraten als die drei vorangegangenen WM-Veranstalter zusammen. Zumindest 8,64 Milliarden Euro. Den Großteil davon zahlt die Bevölkerung.

Was diese davon haben wird? Schulterzucken.

Der Internationale Fußballverband (FIFA) meint, dass der "FIFA-Standard" erfüllt worden sei. Präsident Joseph Blatter ist im Gegenzug der Meinung, Gutes getan zu haben: "Brasilien hat heute Kunstwerke als Stadien." Genau. Kunstwerke, die es ab jetzt regelmäßig abzustauben gilt, die schön anzuschauen sind. Vier von zwölf WM-Stadien, in denen in Brasilien kein Erstliga-Fußball gespielt werden wird, versammeln sich zu einem Museum. Das teuerste Relikt der WM 2014 steht in der Hauptstadt Brasilia. 466 Millionen Euro müsste der Kunstliebhaber dafür hinblättern. Nachhaltigkeit? Auch. Denn bis zu den Olympischen Spielen 2016 in Rio gibt es genug zu tun, um bereits versprochene Neuerungen der Infrastruktur tatsächlich fertig zu stellen.

Die FIFA reibt sich die Hände, zieht mit einem Rekordgewinn von 3,3 Milliarden Euro weiter.

Nach Russland, WM-Schauplatz 2018.

bernhard.hanisch@kurier.at

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