Der Fußball ist krank

Bernhard Hanisch

Bernhard Hanisch

Die zelebrierte heile Welt ist tatsächlich so dreckig wie oftmals erahnt.

von Bernhard Hanisch

über kranken Fußball

Plötzlich ringt der Fußball wieder nach Luft. Die von großer Leidenschaft herbeigesehnte, auf vielen internationalen Fußball-Festen zelebrierte heile Welt ist tatsächlich so dreckig wie oftmals erahnt.

380 Spiele, alleine in Europa, sollen manipuliert worden sein. Spiele in der WM- und EM-Qualifikation, sowie in der Champions League, in nationalen Meisterschaften sowieso. 425 Menschen, Spieler, Schiedsrichter und Funktionäre haben sich foulen lassen von der heranstürmenden Verlockung des Geldes. Und Österreich mischt mit. Mit fragwürdigen Rekordzahlen in diesem Wett-Bewerb. Das Europäische Polizeiamt ließ eine Bombe platzen. Ein Knall allerdings, der in der Vergangenheit schon oft sämtliche Sinne betäubte. Bisher versandeten die meisten Warnhinweise auf weltumspannende Betrügerbanden, die Ankündigung groß angelegter Enttarnungen meist in enttäuschenden Ergebnissen. Eine Beschuldigung hier, eine Verhaftung dort. Blank gelegt wurde meist eine sehr kleine Spitze des immer vermuteten Eisbergs. Der Fußball als Geld vernichtendes Gesamtprodukt blieb halbwegs sauber. Nicht weil er es war, sondern weil es so sein musste.

Doch der Fußball ist krank. Wie ein schlechter Faschingsscherz kommt ausgerechnet am Tag der großen Wettbetrugsenthüllung von Den Haag eine Zahl des Europäischen Fußballverbandes, der noch trübsinniger macht: Die Verluste der Fußballvereine in Europa sind auf ein Rekordniveau von insgesamt 1,7 Milliarden Euro gestiegen. Fußball wird zu Preisen produziert, die sich viele Klubs längst nicht mehr leisten können.

Bisher wurde das Problem vorrangig auf die östlichen Teile Europas ge- und verschoben. Seitenweise gab es Studien über Spieler, die von ihren Dienstgebern erpresst und ausgebeutet wurden, Opfer, die sich mittels unerlaubter Manipulationen über Wasser halten mussten.

Eine Erklärung, aber keine Aufklärung. So billig wird man (hoffentlich) jetzt nicht mehr davon kommen. Zu störend wurde der Gestank.

bernhard.hanisch@kurier.at

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