Salomonisch: Lieber Staat, entscheide für mich!

Martina Salomon
Sicherheit steht bei den Österreichern ganz oben. Selbstverantwortung? Nicht wichtig.
Martina Salomon

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Jede Umfrage zeigt es: Sicherheit steht bei den Österreichern ganz oben. Selbstverantwortung? Nicht wichtig. Wer braucht die schon, wenn ein gütiger, großzügiger, manchmal strenger Staat ohnehin für alles sorgt?

Kein Wunder, dass die österreichischen Universitäten hell empört sind, weil sie ihre Gebühren nun selbst bestimmen können. Dazu hat der Rektor der Uni Salzburg im Standard einen verräterischen Satz gesagt: Er würde die Gebührenfrage "nicht in die völlige Willkür einer Universität" geben.

Wie bitte? Wenn der Staat für alle bestimmt, ist es gut? Wenn aber die einzelne Uni, die übrigens einen Manager und einen Aufsichtsrat hat, etwas festlegt, ist es – "Willkür"? Wovon sprechen wir dann bei den Fachhochschulen, die aufgrund des Erfolgs nun weiter massiv ausgebaut werden und autonom Gebühren einheben dürfen? Oder bei Kindergärten mit ihren unterschiedlichen Tarifen?

Durchaus ähnlich verlief die kürzlich vom Autor Andreas Salcher angeregte Debatte über den Schulbeginn. Der sei nämlich viel zu früh, sagte er. Danach wurde kollektiv darüber diskutiert, was das Beste fürs Kind sei, das Bildungsministerium schubladisierte das Projekt in einer Arbeitsgruppe.

Dabei wäre es ganz einfach: Jede Schule entscheidet mit ihrer Schulpartnerschaft vor Ort: In der Innenstadt ist neun Uhr vernünftiger, am Land acht oder sogar früher. Und, pst, bitte nicht weitersagen: Österreichische Schulen haben schon jetzt unterschiedlichen Unterrichtsbeginn!

Genauso verläuft die Diskussion auch zum Ladenschluss: Obwohl die Käufer etwa bei Brotwaren am Sonntag lange Warteschlangen vor den (wenigen) offenen Geschäften bilden, sind sich Handelskammer und Gewerkschaft im Prinzip einig, dass es keinen Bedarf gibt. Dabei könnte der Landeshauptmann bestimmen, dass zum Beispiel alle Geschäfte in der Kärntner Straße genauso wie in Skiorten sonntags geöffnet sein dürfen, weil es sich ja um eine Tourismuszone handelt. Lieber redet man sich aber auf einen fernen Staat aus, der anderes vorgesehen hat. H­allo – sind der Staat denn nicht wir alle?

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