Nachhilfe für die Regierung

Martina Salomon

Martina Salomon

Jeder sitzt im Schützengraben und gibt dem anderen die Schuld

von Dr. Martina Salomon

über die Schulpolitik

Es war wohl eine Illusion zu glauben, dass die September-Wahl eine schulpolitische Einigung beschleunigen würde. So bleibt alles wie gehabt: Jeder sitzt im Schützengraben und gibt dem anderen die Schuld: „Der Neugebauer wars“, sagt die SPÖ. (Dabei stehen auch rote Gewerkschafter hinter dem schwarzen Beamtenvertreter.)

„Ministerin Claudia Schmied hat’s verbockt“, ist sich die ÖVP einig. (Dabei kennt sie sich vermutlich bei ihrer eigenen schulpolitischen „Linie“ nicht mehr aus.) „Das Schul-Debakel ist eine Folge der Politik Elisabeth Gehrers“, sudern die roten Lehrergewerkschafter. (Dabei ist ihre „eigene“ Ministerin eh erst seit sechseinhalb Jahren im Amt). „Die Länder blockieren fast alles“, sagt man im Bund – und sogar in einem Teil der Länder. „Der Bund hat ja nie eine ernsthafte Linie vorgegeben“, widersprechen Länder und rote wie schwarze Lehrergewerkschafter. Aber kann es denn wirklich so schwierig sein, sich auf ein Modell zu einigen, zu dem man dann auch das passende Lehrerdienstrecht bastelt?

Nein! Experten in beiden Lagern haben ja seit Jahrzehnten Konzepte und Ideen in der Schublade. Sie müssten bloß endlich umgesetzt werden. Helfen wir der Regierung also ein wenig aus: In jedem Wiener Bezirk und in allen großen Bezirkshauptstädten muss es zumindest eine echte Ganztagsschule (wo auch die Hausübung erledigt wird) für jeden Schultyp geben. Das setzt aber ein Schul(um)bauprogramm voraus. Idealerweise verspricht die Regierung gerade eine Baukonjunktur-Spritze! Denn diese Schulen sollen ja keine Kindergefängnisse sein, sondern auch Extra-Raum für Essen, Rückzug und Bewegung bieten.

Niveau, kein Fremdwort

Sollte man sich zu einer gemeinsamen Schule bis zum 14. Lebensjahr entschließen, dann muss klar sein, dass die Schüler bis zum Ende der Schulpflicht ernsthafte und extern überprüfbare Standards in den Grundfächern erreichen müssen. Nur wer ein bestimmtes Niveau erreicht, darf eine höhere Schule besuchen. Wer deutlich darunter liegt, wird nachgeschult. Auch um eine richtige Zentralmatura mit überprüfbaren Standards (ohne übliche politisch motivierte Schummeleien) wird man nicht herumkommen.

Schluss mit Gießkanne

Für die Uni-Aufnahme wird dann die echte Leistung Voraussetzung sein müssen. Und Schulen kriegen nicht mehr per Gießkanne eine „Neue Mittelschule“-Förderung, sondern Problemschulen bekommen viel mehr Mittel. Es gibt Pädagogische Universitäten, die alle Lehrer ausbilden – mittels Modulen kann man sich höher qualifizieren, nachschulen oder neue pädagogische Berufe erlernen. Wer hält schon vierzig Jahre lang dieselbe Lehrer-Tätigkeit aus?

Die Schulen müssen nicht wegen jeder lächerlichen Lehrplan-Änderung sinnlose bürokratische Hürden überwinden. Die Leistungen ihrer Schüler werden Jahr für Jahr evaluiert und transparent gemacht. Direktoren werden auf Zeit bestellt und nirgendwo mehr nach Parteibuch ausgewählt ... Halt, das ist dann wohl endgültig illusorisch. Aber auf alles davor könnte man sich doch jetzt schon mal einigen, oder?

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