Man spricht "Globish"

Martina Salomon
In der internationalen Politik spricht man Globish. Zum Glück hat die jüngere Generation besseres Schulenglisch genossen.
Martina Salomon

Martina Salomon

Im 19. Jahrhundert bemühte man sich um eine leicht erlernbare Weltsprache, doch Esperanto wurde nachweislich keine Erfolgsgeschichte. Dafür gibt’s jetzt „Globish“. Klingt so ähnlich wie Englisch, wird dank des eingeschränkten Vokabulars von Herren und Damen mittleren Alters auf allen internationalen Konferenzen gesprochen und meist leidlich verstanden. Englische Native-Speaker sind mittlerweile die Könige im internationalen Business – auch wenn sie die Globish-Gemeinde mit ihrem Wortschatz ein wenig verwirren.

Diese Entwicklung ist eine schwere Bedrohung für den Dolmetsch-Beruf – und ein klarer Wettbewerbsnachteil für manche Politiker. EU-Ratspräsident Herman Van Rompuy zum Beispiel gewinnt angeblich ungemein an Statur, wenn er endlich einmal nicht englische Stehsätze, sondern in seiner Muttersprache Niederländisch spricht. Auch EU-Kommissionspräsident Barroso ist auf Portugiesisch ein ganz anderer, lebhafterer Mensch als der eher uninspirierte Herr, der sein übliches 500-Worte-Repertoire in Reden nutzt, die andere für ihn geschrieben haben, sagen Brüsseler Beobachter.

Natürlich spricht man auch in der Wirtschaft Globish, in etlichen Management-Ebenen aber oft nicht einmal das. Im Mail-Verkehr einer großen österreichischen Firma mit ihrem italienischen Partner kam einst eine völlig unverständliche Handlungsanweisung aus Rom. Die österreichischen Kollegen verstanden nur Bahnhof und machten sich eine Gaudi daraus, indem sie zurückschrieben: „We only understand railway.“ Damit war die Sache übrigens für immer erledigt.

Gottlob hat die jüngere Wirtschafts- und Politikergeneration bereits besseres Schulenglisch genossen. Aber, um mit Maria Fekter zu sprechen: Wir sollten das Bildungswesen „shortly“ darauf einstellen, dass wirklich alle Absolventen perfektes Englisch sprechen.

Nur gegen den grassierenden Politikersprech ist wahrscheinlich gar kein Kraut gewachsen. Da sagte doch kürzlich der neue EU-Parlamentspräsident Martin Schulz im KURIER-Interview: „Überall da, wo die nationalen Parlamente keine ausreichende demokratische Legitimation schaffen können, muss das EP die integrale Instanz der demokratischen Legitimität sein.“

Dann bitte doch lieber „Globish“!

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