Gut oder böse: Wie objektiv sind Studien?

Martina Salomon
Vergangene Woche gab’s Zeugnisverteilung für EU-Staaten durch die EU-Kommission – auch wenn diese das niemals so nennen würde.
Martina Salomon

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Da wurde auch in Österreich allerhand bemängelt. Unter anderem die hohe Teilzeitquote bei Frauen. Was Ende der Achtzigerjahre noch als Ziel formuliert wurde, um die Frauenbeschäftigung zu erhöhen, gilt nun plötzlich als Malus.

Welche Experten bestimmen eigentlich, was positiv und was negativ ist? Ist die mittlerweile hohe Rate an Teilzeitarbeit ein Indikator dafür, dass Firmen zu viele prekäre Jobs vergeben und es außerdem an Kinderbetreuungseinrichtungen mangelt? Oder ist dieses Faktum möglicherweise auch ein Garant für mehr Stabilität im Land, weil Eltern Zeit mit ihren Kindern verbringen dürfen und diese nicht 12 Stunden am Tag in der Krippe abgeben müssen? Könnte dieser Wert nicht auch ein Indikator für Wohlstand sein, weil nicht unbedingt zwei Personen Vollzeit arbeiten müssen, um einen akzeptablen Lebensstandard zu erreichen? Ist es vielleicht Ausdruck einer postmaterialistischen Gesellschaft, in der Leistungsstreben, Vollzeit-Job und der allerneueste Flatscreen nicht mehr die höchsten Ziele sind?

Auf Österreichs Negativliste erschien auch in dieser Studie wieder das hohe Bankenrisiko wegen des Ost-Engagements heimischer Institute und Firmen. Doch wurde damit nicht auch viel Geld verdient? Und sind die Wachstumschancen dort nicht deutlich besser als in Griechenland, Italien oder Spanien?

Fast zur selben Zeit veröffentlichte die Boston Consulting Group ein Ranking, wonach in Österreich besonders viele Superreiche leben. Gut, weil es innovative und tüchtige Leute wie Herrn Mateschitz gibt? Oder schlecht, weil Vermögen dort wächst, wo es bevorzugt behandelt wird?

Nur bei einem Thema sind (fast) alle einig: Österreich ist leider kein Umweltmusterland mehr. Aber hätten wir (noch) höhere Benzinpreise, gäbe es weniger Tanktourismus, der Staat müsste weniger Umweltzertifikate kaufen und würde in Studien besser abschneiden. Was ist gut, was schlecht?

Ein zweiter Blick lohnt immer. Denn das, was in internationalen Studien als allgemeingültige Regel daherkommt, ist oft pure Ideologie bzw. spiegelt nur die mediale Diskussion im betroffenen Land wider.

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