Antikapitalisten

Martina Salomon
Hierzulande wird Leistung bei Sportlern bewundert. Ansonsten sind (Früh-)Pensionsanspruch, Urlaub und Sicherheit wichtiger.
Martina Salomon

Martina Salomon

Das Wort Leistung ist bei uns verpönt. In anderen Weltregionen ist Leistung aber oberstes Ziel“, hat Voest-Chef Wolfgang Eder vor wenigen Tagen im KURIER-Interview gesagt. Der Mann hat recht. Hierzulande wird Leistung bei Sportlern bewundert. Ansonsten sind (Früh-) Pensionsanspruch, Urlaub, Lebensqualität und Sicherheit wichtiger.

Böse Polemik? Leider nein, wie eine Sozialpartnerrunde vor wenigen Tagen bewies: Da verweigerte die Gewerkschaft für eine neue Vereinbarung über Rechte und Pflichten von Arbeitgebern und Arbeitnehmern den nicht ganz abwegigen Punkt „Leistungsorientierung“. Nur bei den Arbeitnehmern natürlich. Ganz schön retro, wenn man die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt betrachtet.

Da geht’s nicht nur um den fernen asiatischen Markt, sondern auch um europäische Mitbewerber. So ist zum Beispiel Polen zum „Wunderknaben des Ostens“ geworden, der auch in der Bildung ordentlich Gas gegeben hat. Im hiesigen Schulsystem hingegen hat die prinzipiell richtige Diskussion über Chancengleichheit dazu geführt, dass an einer negativen Note alle schuld sind, nur nicht der Schüler selbst.

Neoliberal

Wer Eigenverantwortung des Bürgers einfordert, gilt als böser „Neoliberaler“. Von der ÖVP ist nichts zu erwarten, weil mächtige Mitglieder wie Erwin Pröll längst erkannt haben, dass mit Reichenbesteuerung mehr Wähler abzuholen sind als mit dem alten ÖVP-Spruch „Leistung muss sich lohnen“. Umverteilung ist wichtiger geworden als marktwirtschaftliches Denken. Die gemeinsame Kraftanstrengung von Grün, Rot, Blau, Katholisch und Boulevardmedien gegen „Spekulanten“ hat dazu geführt, dass die Wiener Börse 2011 im internationalen Vergleich eine besonders steile Talfahrt hinlegte (nur Athen war noch schlechter).

Wie „erfolgreich“ das Gegenmodell ist, hat das „Café Rosa“ der ÖH vorgeführt. Der „antikapitalistische“ Versuch ist gescheitert und hat dabei 400.000 Euro Studentengelder verbrannt. (Eigentlich ein klarer Fall von Amtsmissbrauch.)

Man stelle sich vor, was passieren würde, wenn ein heimischer Politiker sagen würde, was Polens Ex-Präsident und Gewerkschafter (!) Lech Walesa kürzlich in einem KURIER-Interview von sich gab: „Nur Kapitalisten schaffen Jobs.“

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