Wettrennen

Warum’s beim Satellitennavigationssystem Galileo um mehr geht als um Auto-Navi.
Maria Brandl

Maria Brandl

Ohne eigenes Satellitensystem nimmt Europa nicht teil am Rennen um strategisch wichtiges technisches Wissen

von Maria Brandl

über die Bedeutung von Galileo für die Technologieführerschaft

Die Ausgangsbasis war vielversprechend. Industrie wie Politik strotzten in den 90er-Jahren in der EU vor Selbstbewusstsein und jugendlichem Ehrgeiz.

Die damaligen Verantwortlichen erkannten aber auch, dass Europa, wollte es künftig strategisch unabhängig sein, unter anderem ein eigenes Satellitennavigationssystem brauchen werde. Dieses lenkt nicht nur Autofahrer von A nach B, sondern ist heute Rückgrat der modernen Wirtschaft. Hunderte Milliarden Euro werden allein in der EU damit „bewegt“. Satellitennavigation beeinflusst die örtliche wie die zeitliche Orientierung. Entsprechend gestört, kann es selbst das Internet lahmlegen. Das zeigten die Bosnien-Kriege, wo die US-Militärs das von ihnen kontrollierte und von den Europäern mitbenutzte GPS (Global Positioning System) je nach Bedarf störten, so die Experten auf dem GSV-Forum zum Thema „ Galileo“. Ohne eigenes Satellitensystem bleibe Europa weiter von „Zulieferern“ abhängig, nehme nicht teil am Rennen um strategisch wichtiges technisches Wissen.

Bei diesem Rennen hat Europa ohnehin viel aufzuholen: Nicht nur haben die jüngsten Galileo-Satelliten ihre Umlaufbahn verfehlt, auch Galileo ist weit vom Ziel entfernt, sowohl bei Fertigstellung (geplant war 2008, neues Ziel ist 2020) wie Kosten (derzeit 7 Mrd. €). Viele halten Galileo inzwischen für unnötig. Dies würde aber nicht nur die Abhängigkeit Europas vom GPS einzementieren, sondern wäre auch ein Triumph für China. Dort soll das eigene System 2020 fertig sein.

Technologieführerschaft sieht anders aus. Noch hat Europa die Wahl.

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