Tabu-Thema

Senioren am Steuer sind ein heikles Thema, das dringend enttabuisiert gehört.
Maria Brandl

Maria Brandl

Wie Skandinavien beweist, spricht auch wenig gegen Senioren am Steuer, wenn sie ihre Fahrten ihren körperlichen Fähigkeiten anpassen.

von Maria Brandl

über das Tabu-Thema "Senioren am Steuer"

„Erst wenn ich gehe, fühle ich mich alt“, erklärte einmal ein Autofahrer auf einem Kongress zum Thema „Senioren am Steuer“. Während es in Mitteleuropa nur verschämt angesprochen wird, gehen Skandinavier pragmatisch damit um.

Dort ist auch Politikern klar, dass Senioren in ländlichen Regionen auf das Auto angewiesen sind. Bei uns setzt sich diese Erkenntnis erst sehr langsam durch. Dabei leiden Senioren neben Kindern am meisten unter der Landflucht und der damit verbundenen Verödung der Dörfer: Mit jeder Sparrunde entfernen sich Nahversorger, Post, Arzt und Apotheke immer weiter von den Kunden. Ohne Auto wird das für viele zum Problem. Außer, sie können’s sich leisten, für Fahrten mit 20 Euro oder mehr nette Nachbarn zu „engagieren“.

Wie Skandinavien beweist, spricht auch wenig gegen Senioren am Steuer, wenn sie ihre Fahrten ihren körperlichen Fähigkeiten anpassen. Geringere Risikobereitschaft und lange Erfahrung machen kleine Schwächen oft mehr als wett. Unfallstudien zeigen, dass erst ab 75 die Unfallhäufigkeit steigt. Vor allem bei jenen, die in jungen Jahren zu wenig Fahrpraxis erwarben. Das betrifft bei der heute älteren Generation vor allem Frauen, die sich nach Jahrzehnten als Beifahrerin nach dem Tod ihres Mannes wieder hinters Lenkrad setzen. Für sie wie auch für unsichere Männer wären Fahrtrainings ideal und werden auch von ihnen gewünscht. Allerdings unter der Voraussetzung, dass sie damit nicht automatisch auf die „rote Liste“ der Behörde kommen und quasi unter Kuratel gestellt werden.

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