Pfusch als Wahlhilfe

Maria Brandl

Maria Brandl

Der Pfusch hat sein Gutes: Er beschert der zuständigen Partei seit Wochen enormes Aufsehen

von Maria Brandl

über die Mariahilfer Straße als Wahlhilfe

Zum Pfusch haben die Österreicher ein besonderes Naheverhältnis. Nicht nur, wenn es ums Eigenheim oder um die Autoreparatur geht.

Seit Jahrzehnten rechnet Prof. Friedrich Schneider von der Uni Linz – ein Deutscher – alljährlich vor, was das an Steuerentfall kostet. Solche Probleme sind dem Österreicher aber grundsätzlich eher wurscht, viel mehr interessiert den Einzelnen, was der Pfusch ihm bringt und was er sich damit spart.

Diese Überlegungen teilt der kleine Häuslbauer offenbar mit diversen Politikern. Ein Paradebeispiel dafür ist die Neugestaltung der Mariahilfer Straße in Wien, eine Art Fußgängerzone, für viele betroffene Anrainer und Benützer aber vor allem ein großer Pfusch, im Sinne einer liederlichen Arbeit (laut Duden).

Das ist aber nur eine Seite der Medaille. Dieser Pfusch hat auch sein Gutes: Er beschert der zuständigen Partei seit Wochen enormes Aufsehen in der Öffentlichkeit, Gratiswerbung auf den Titelseiten der Zeitungen und zur besten Sendezeit in Rundfunk und Fernsehen und das mitten im Wahlkampf. Die Parteistrategen müssen zudem nicht fürchten, dass das Thema nicht bis zur Wahl „hält“, umso weniger, als die große Bewährungsprobe der „Fuzo“ noch bevorsteht, wenn mit September die große Ferienzeit endgültig vorbei ist.

Das Schönste für die Partei aber ist wohl: Die Wahlwerbung ist für sie gratis. Die Kosten für die Umgestaltung der Mariahilfer Straße trägt der Steuerzahler. Ebenso wie die Reparaturen der Umgestaltung. Da haben es die Politiker besser als die Häuslbauer oder Autobesitzer. Misslingt dort der Pfusch, kann es für sie richtig teuer werden.

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