Party mit Baustellen

Geht es nach der Stimmung auf dem Genfer Salon, läuft es in der Auto-Branche derzeit wie geschmiert. Der Schein trügt jedoch.
Horst Bauer

Horst Bauer

Derzeit will man starke Ansagen zum Thema Autonomes Fahren hören

von Dr. Horst Bauer

über die Stimmung in der Autobranche

Dass der neue Bugatti heuer in Genf Weltpremiere feiert, macht ihn zum Symbol des Salons, der eine wieder ungebrochen auf Erfolg programmierte Branche zeigt. Bis hinauf zu den Super-Luxus-Modellen, die dank der steigenden Zahl an Milliardären keine Absatzprobleme kennen. Aber auch dort, wo die Massenhersteller das Brot unter der Luxus-Butter verdienen, ist Optimismus angesagt angesichts der Flut an neuen, leistbaren Modellen, die auf wieder erstarkende Märkte im lange schwächelnden Süden Europas treffen. Nicht einmal von den Irritationen, die der VW-Abgasskandal ausgelöst hat, ist in Genf – außer eines Bekenntnisses von Daimler-Chef Zetsche zum Dieselmotor – viel zu merken. Das Thema hat man geistig an die Gerichte abgetreten, die Techniker sind schon längst weitergezogen. Die Baustellen liegen nämlich woanders. Die Ankündigung künftiger Heldentaten bei der Elektrifizierung der Antriebe reicht nicht mehr, um vor Publikum und Investoren Zukunftsfähigkeit zu beweisen. Derzeit will man starke Ansagen zum Thema Autonomes Fahren hören. Auch wenn das in der Praxis noch länger dauern wird, als von vielen erwartet. Sich nicht damit zu beschäftigen, kann sich jedoch kein großer Hersteller leisten. Was nicht nur Ingenieurskapazität bindet, sondern auch viel Geld kostet, das man mit konventionellen Modellen verdienen muss. Auch wenn das angesichts der aufwendigen Technik zur Erfüllung der kommenden Verbrauchs- und Abgaslimits immer schwerer wird.

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