Hoffnungsmarkt mit Straßenproblem

Der Lokalaugenschein zeigt, dass die Realität in Indien mit den Marktprognosen der Autoindustrie kaum Schritt halten wird.
Horst Bauer

Horst Bauer

Selbst die robustesten und billigsten Autos brauchen Straßen, auf denen sie benutzt werden können.

von Dr. Horst Bauer

über Prognosen und Realität des Automarktes in Indien

Wenn Europa und die USA schwächeln, bleiben immer noch die BRIC-Staaten. Mit dieser Formel versuchte die Autoindustrie, in den Jahren der Wirtschaftskrise die Anleger bei Laune zu halten – und wohl auch sich selbst zu motivieren.

Die flotte Abkürzung steht für die Hoffnungsmärkte Brasilien, Indien und China, deren prognostizierte Wachstumsraten den Aktien der Autokonzerne nach dem Absturz durch die Pleiten in Detroit und den Einbruch im Süden Europas wieder Flügel verliehen. Nicht zuletzt, weil China die Prognosen noch überholte und selbst Zulassungsbeschränkungen in den Metropolen keine großen Auswirkungen auf den Gesamtabsatz bedeuten.

Die Hoffnung, im nächsten BRIC-Staat eine ähnlich rasante Entwicklung vor sich zu haben, dürfte jedoch enttäuscht werden. Zwar hat Indien ähnlich viele potenzielle Kunden mit steigendem Mobilitätsbedarf, der Vergleich mit China hinkt aber dennoch. Selbst die robustesten und billigsten Autos, die viele Hersteller gerade entwickeln, um den Umstieg der Inder vom Moped auf vier Räder zu erleichtern, brauchen Straßen, auf denen sie benutzt werden können.

Während in China inzwischen modernste Autobahnen bis in die hinterste Mongolei führen, quält sich in Indien der Fernverkehr großteils über bessere Feldwege.

Deren abenteuerlicher Zustand bietet keine Basis für einen boomenden Automarkt.

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