Es geht um Angie, nicht um Jan

Mathias Morscher

Mathias Morscher

Jan Böhmermann. Der Mann der Stunde. Der Woche. Des Monats. Vielleicht sogar des Jahres. Wegen einer "Schmähkritik" voller böser, verletzender Worte. Man kann es natürlich auch einfach als eine bitterböse, verletzende Satire bezeichnen. Das tun Politiker von Welt aber nicht. Denn dann könnte man nicht klagen. Und weil ein gewisser Herr Erdogan, seines Zeichens Chef der Türkei, gerne und oft alle und alles klagt, kommt der Begriff "Satire" in seinem Wortschatz wahrscheinlich nicht vor. Im Wortschatz von Angela Merkel hingegen schon. Doch Angie hat das Gedicht vom kleinen Jan nicht gefallen und sie hat sich bei Erdogan "entschuldigt". Warum? Weil Erdogan die komplette Europäische Union wegen der Flüchtlingskrise in der Hand hat – bzw. sich die EU in der Hand halten lässt. Damit das auch so bleibt, kuscht man vor dem großen Mann vom Bosporus.

Mit der "Entschuldigung" hat sie aber nicht nur dem "Affen Zucker gegeben" – und nein, ich bezeichne nicht Erdogan als Affe, sondern verwende eine alte Redensart – sondern auch Böhmermann quasi vorverurteilt. Natürlich in der Hoffnung, die Regierung in Ankara und Erdogan selbst seien nun beschwichtigt. Doch das Gegenteil ist eingetreten. Erdogan klagt. Jetzt muss sich die deutsche Regierung damit beschäftigen. Und dann vielleicht die Justiz.

Es geht bei der ganzen Staatsaffäre also eigentlich um Angie, nicht um Jan. Es geht um Politik, nicht um Meinungsfreiheit. Unterm Strich geht es um eine Machtdemonstration. Nicht mehr und nicht weniger. Wer am Ende des Tages diesen Größenvergleich gewinnt, bleibt abzuwarten.

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