Wohnen: Realität statt Ideologie

Die 5,50-Euro-Obergrenze von Christian Kern klingt gut, aber die Umsetzung ist nur schwer vorstellbar.
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Die 5,50-Euro-Obergrenze von Christian Kern klingt gut, aber die Umsetzung ist nur schwer vorstellbar.

von Dr. Helmut Brandstätter

über das Thema Mieten

Das Thema Mieten ist populär, keine Frage. Die Postings auf kurier.at boten alle Facetten, vom Vorwurf der kommunistischen Zwangswirtschaft über Zustimmung bis zu Skepsis, ob die SPÖ wirklich die Mieten senken könne. Der Mietmarkt ist schon jetzt kein Markt, wo Angebot und Nachfrage den Preis bilden, sondern ideologischer Spielplatz und juristisches Tohuwabohu. Eine weitere Regelung der Mieten wird das Angebot nicht schnell erhöhen. Die 20 Jahre, in denen Neubauten frei vermietbar wären, sind relativ kurz. Das "Bestellerprinzip", wonach der aktive Teil den Makler bezahlt, also wer Wohnung sucht oder anbietet, hat in Deutschland zu einer deutlichen Reduktion des Angebots geführt. Und wer wenig Miete bekommt, wird das Zinshaus auch nicht renovieren lassen. Die Wiener SPÖ sei daran erinnert, dass vor den Wahlen 2015 immerhin 2000 neue Gemeindewohnungen – zu 7,50 Euro statt 5,50 – versprochen wurden, die es noch nicht gibt.

Andererseits ist der Hinweis der ÖVP, es sei besser, einen Kredit zurück- statt Miete zu zahlen, auch nicht hilfreich. Ein Blick in die KURIER-IMMO-Beilage zeigt, dass man für 4000 Euro pro Quadratmeter in Wien und anderen Großstädten bei Weitem nicht in einem Nobelviertel landet. Wer aber hat 400.000 Euro für 100 m2?

Wenn schon Wahlkampfversprechen sein müssen, dann wollen wir endlich wissen, wie eine neue Regierung deutlich mehr Netto vom Brutto schafft. Arbeit ist zu hoch besteuert – Allgemeinwissen, das leider schon zu lange stimmt. Und eine wachsende Wirtschaft muss auch ordentlich steigende Löhne bringen. Das wäre einfacher und effizienter als weitere Miet-Eingriffe und unrealistische Versprechen zur Schaffung von Eigentum.

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