Wenn die Kunst der Politik applaudiert

Martina Salomon

Martina Salomon

Mag sein, dass es einigen wenigen tatsächlich um die Sache geht, den meisten aber eher ums Geschäft.

von Dr. Martina Salomon

über Promis im Wahlkomitee

Etwas Schlimmeres kann einem Kabarettisten eigentlich nicht passieren: Lukas Resetarits hat indirekt eine Regierungsbeteiligung der Blauen unterstützt. Schließlich war er einer der Promis in Hans Niessls Wahl-Komitee.

Aber warum rauft er sich jetzt darüber die Haare? Niessl hat ja nie ein Hehl daraus gemacht, auch mit den Blauen reden zu wollen (und die Geschwindigkeit bei der Koalitionsbildung schaut verdächtig nach Vorabsprache aus). Außerdem ist wohlbekannt, dass der burgenländische Landeshauptmann gern – machtbewusst – selbst auf populistische Parolen setzt. In vielen Fragen, etwa der Sozialpolitik, sind sich Rot und Blau ohnehin seit Jahren näher als Rot und Schwarz.

Welch Brot ich ess ...

Was steckt also hinter der Idee, Teil eines Unterstützungskomitees zu sein? Mag sein, dass es einigen wenigen tatsächlich um die Sache geht, den meisten aber eher ums Geschäft. Sprich: " Wes Brot ich ess, des Lied ich sing." Die unterstützten Politiker geben sich damit einen intellektuellen Anstrich. Wahrer Meister darin war einst Bruno Kreisky, der "seine" linksliberalen Künstler erfolgreich gegen das brave Spießertum der ÖVP positionierte und sogar Andersdenkende bat, "ein Stück des Weges" mit ihm zu gehen.

Und er war es auch, der den Freiheitlichen mit einer Wahlrechtsreform zum Aufstieg verhalf und seine Minderheitsregierung von den Blauen stützen ließ. Das hat Leute wie die Burgschauspielerin Erika Pluhar (die ihrerseits lange als mögliche SPÖ-Kulturministerin galt) erstaunlicherweise nie gestört. Man reagiert da in der Sozialdemokratie quasi immer ein wenig "situationselastisch".

Links-rechts-Walzer

Auf schwarzer Seite hat es vor allem Erwin Pröll geschafft, die Künstler "einzukochen". Selbst Linke wie Marianne Mendt fanden sich plötzlich in seinem Wahlkomitee. Warum war Mendt gleichzeitig auch bei "Stimmen für Häupl" dabei? Ein Schelm, der denkt, dort und da gehe es um Geld: um Auftritte, Festivals, Ehrungen, Preise.

Erwin Pröll zeigte sich immerhin recht spendabel – was seiner Person diente, aber auch das Land kulturell weiterbrachte. Hermann Nitsch und Arnulf Rainer haben hier zum Beispiel ihre eigenen Museen. Und sicherheitshalber bekamen auch die Karikaturisten eines.

Staatskünstler

Das Dilemma, dass Künstler damit auch immer Günstlinge sind, lässt sich nicht so leicht auflösen. Dass die Kabarettisten Florian Scheuba, Thomas Maurer und Robert Palfrader ihr ORF-Programm "Wir Staatskünstler" nannten, entbehrte da nicht einiger Selbstironie.

Aber die Sendung war dann wohl doch nicht so ganz nach dem Geschmack der Mächtigen, weshalb sie sang- und klanglos wieder in der Versenkung verschwand. Wäre das unter Schwarz-Blau und einem nicht roten ORF-General passiert, hätte die Absetzung wohl für größeren Wirbel gesorgt.

Ein Trost: In früheren Jahrhunderten war man klar als Hofkünstler – und manchmal sogar als Hofnarr – etikettiert. Historisch lebte die Kunst immer vom Auftrag der Regierenden (sowie von Adel und Kirche).

Auch ein Ausnahmekünstler wie Albrecht Dürer arbeitete für Kaiser Maximilian. In unserer Zeit genügt es, einem Promi-Komitee anzugehören.

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