Was wäre Österreich ohne Zuwanderer?

Österreich braucht „Ausländer“, sucht aber nicht gezielt nach Talenten und leugnete lange Probleme.
Martina Salomon

Martina Salomon

Die Schattenseiten darf man aber auch nicht leugnen.

von Dr. Martina Salomon

über Zuwanderung

Ist es eigentlich eine gute Nachricht, wenn uns die OECD in ihrer neuen Studie eine besonders hohe, dauerhafte Zuwanderung bescheinigt? Ja sicher, zumindest theoretisch. Hätte Österreich keine Zuwanderer, gäbe es riesige Probleme am Arbeitsmarkt. Oder sieht irgendwer – speziell in Wien – noch viele „eingeborene“ Kellner, Pflegekräfte, Facharbeiter werken? Es gäbe kaum mehr Leben in vielen katholischen Kirchen, einen völlig eingeschränkten Wissenschaftsbetrieb und viele für immer gesperrte Läden.

Die Schattenseiten darf man aber auch nicht leugnen (was die Politik leider viel zu lange tat). Wir haben traditionell seit den Achtzigerjahren eher niedrig Qualifizierte geholt und verhalten uns den besser Gebildeten gegenüber bis heute nicht gerade einladend. Wer aber vorwiegend Gastarbeiter für den Bau holt, sollte sich nicht wundern, wenn deren wenig gebildete Familien dann das Schulwesen vor eine harte Bewährungsprobe stellen (die es nicht bestanden hat). Die zweite Generation dieser Familien integriert sich oft schlechter als die erste, weil sich mittlerweile manche Gruppen eine perfekte Infrastruktur (manche nennen es auch Parallelwelt) geschaffen haben, in der man auch ohne Deutschkenntnisse ganz gut durchkommt. Was aber passieren kann, wenn man solche Subkulturen unbeachtet wachsen lässt und die Integration der betroffenen Jugendlichen vernachlässigt, lässt sich nicht nur in Frankreich, sondern neuerdings auch in Schweden studieren.

Österreich muss künftig mehr auf Chancengleichheit achten, mehr fordern, aber auch fördern, Vorurteile abbauen – und gut Qualifizierte (seien es nun Köche oder Mathematiker) endlich gezielt anwerben.

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