Was das Wohnen so teuer macht

Steigende Betriebskosten und „vererbte“ Billigwohnungen werden lieber verschwiegen.
Martina Salomon

Martina Salomon

Die gestiegenen Preise werden mit steigenden Mieteinnahmen kompensiert

von Dr. Martina Salomon

über Wohnen in Wien

Rot, Schwarz und Grün haben ihr Herz für Mieter entdeckt. Leistbares Wohnen steht auf der (Wahlkampf-)Agenda ganz oben. Und so versucht jede Partei auf ihre Weise, die eigene Klientel zufriedenzustellen, wirklich heiße Eisen aber nicht anzufassen.

Denn hinter den höheren Mieten stehen ein paar unangenehme Wahrheiten. Zum Beispiel sind die Betriebskosten vor allem in Wien exorbitant gestiegen. Weil die Rathaus-Verantwortlichen aber selbst nach der großen Parkpickerl-Abzocke noch frisches Geld brauchen, erfinden sie gerade eine (sogar rückwirkende) „Infrastrukturabgabe“ für Grundbesitz. Zahlen wir, nebenbei bemerkt, nicht schon genug Steuern zur Finanzierung von Kanal und Kindergärten? Abgesehen davon hat sich – ebenfalls speziell in der Bundeshauptstadt – eine Zweiklassen-Gesellschaft etabliert. Wer eine billige Hauptmiet- oder Gemeindewohnung „erbt“, darf in dieser auf alle Ewigkeit zu oft lächerlich niedrigem Zins sitzen bleiben. Auch eine Art von „Vermögen“, das aber niemand anzutasten wagt. Die Dummen in diesem System sind Jungfamilien, die sich auf dem freien Markt nach einer Wohnung umschauen müssen. Sie sehen sich mit hohen Mieten und de facto unbezahlbaren Immobilienpreisen konfrontiert. Denn die Angst vor Geldentwertung hat einen Run auf „feste“ Werte erzeugt. Die gestiegenen Preise werden mit steigenden Mieteinnahmen kompensiert.

Gleichzeitig – und das ist eigentlich eine gute Nachricht – haben viele Hauseigentümer (der größte Hausbesitzer der Welt ist übrigens die Stadt Wien) Wohnungen saniert. Billige Substandardwohnungen sind dadurch fast verschwunden – mit ein Grund für die im Durchschnitt so stark gestiegenen Mietpreise. Das Ganze eignet sich also eher schlecht für simple Plakatsprüche.

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