Vom Idealisten zum kühlen Pragmatiker

Barack Obama versprach, die Welt zu verändern, zuletzt aber hat die Welt ihn verändert.
Konrad Kramar

Konrad Kramar

So funktioniere der Krieg gegen den Terror eben.

von Mag. Konrad Kramar

über Obamas Wandel

Eine seltsam inhaltsleere Rede in Berlin, eine Afrika-Reise, die sich in einer sinnbildlichen Verbeugung vor Nelson Mandela erschöpfte, ein verspätetes „Äääh“ als Antwort auf den Putsch in Ägypten. Die Zeit, als Barack Obama große Botschaften in Form großer Reden in die Welt setzte, scheint endgültig vorbei zu sein. Der Mann, dem vor allem viele Europäer einst zutrauten, übers Wasser gehen zu können, hat den wortreichen Idealismus seiner ersten Jahre wohl endgültig ad acta gelegt. Jetzt steht der Pragmatismus, der sein politisches Handeln ohnehin meist prägte, ohne diese pompöse Fassade da. Symptomatisch seine gleichsam achselzuckende Reaktion auf die Empörung der Europäer über die Spionage seiner Geheimdienste. So funktioniere der Krieg gegen den Terror eben.

Als Idealist hat es Obama ohnehin nie weit gebracht. Hochtrabende Pläne von der neuen Partnerschaft mit der islamischen Welt bis zum Globus ohne Atomwaffen kamen der Realisierung nicht einmal näher. Für einen erfolgreichen Pragmatiker aber fehlt ihm das politische Gespür. Zu Hause, im Kongress, konnte er den politischen Gegner kaum je auf seine Seite ziehen, musste ohnmächtig zusehen, wie sich die Republikaner in ihrer Blockadepolitik einmauerten. Auf ähnliche Weise lassen ihn China und Russland auf der weltpolitischen Bühne auflaufen, ob das nun den Atomstreit mit dem Iran oder Syrien betrifft. Die Weltpolitik ist zu einem Stellungsspiel der Machtblöcke geworden, ein Kalter Krieg mit neuen Mitspielern. Und Obama wirkt als einer dieser Mitspieler nicht gerade souverän, wie die Ereignisse in Ägypten zeigen. Der über Jahrzehnte und mit Milliarden aufgebaute Einfluss der USA ist schwächer denn je.

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