Späte Erkenntnis im Raucherparadies

Der Gesetzesmurks soll bald Geschichte sein – aber erst nach den Wirtschaftskammerwahlen.
Martina Salomon

Martina Salomon

Irgendwann einmal wird auch in Österreich der Standard westlicher Industrieländer einziehen.

von Dr. Martina Salomon

über das Rauchverbot

Wer sich vor dem Weltuntergang fürchtet, muss nach Wien gehen: Hier findet alles zehn Jahre später statt." Der alte Kalauer lässt sich mühelos auch auf das Tabakgesetz umlegen. Die seinerzeitige Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky wollte 2007 ursprünglich ein weitaus strengeres Tabakgesetz durchsetzen, wurde dann aber von den Lobbys in die Knie gezwungen. Doch schon damals war klar, dass der Gesetzesmurks keine lange Lebensdauer haben würde.

Jede Menge Studien bescheinigen Österreich eine besonders hohe Zahl junger Raucher, und es wird schlimmer: Man hält hierzulande in immer jüngeren Jahren einen Glimmstängel in der Hand. Ein Verkaufsverbot für unter 18-Jährige ist daher keine ganz unvernünftige Idee. Und wo gegessen wird, soll halt einfach nicht mehr geraucht werden, basta. Spaßverderber, die darauf hinweisen, dass das Rauchen alt, krank und hässlich macht, wurden bisher gern auf den coolen, steinalten Kettenraucher Helmut Schmidt verwiesen. Leider ist der deutsche Ex-Kanzler aber eher die Ausnahme.

Der Journalist Kurt Kuch, der täglich drei Packerln rauchte und angesichts seiner Krankheit eine Anti-Rauch-Kampagne startete, starb besonders jung. Dass aber die gesamte (besonders verqualmte) Medienbranche erst diese Tragödie brauchte, um draufzukommen, dass man gegen das Rauchen etwas unternehmen müsse, ist ehrlich gesagt absurd. Der mediale Druck ließ dann auch die Politik reagieren. Weil jedoch gerade Wirtschaftskammerwahlen stattfinden, wird das nun noch einmal vertagt. Irgendwann einmal wird auch in Österreich der Standard westlicher Industrieländer einziehen. Bei uns dauert halt alles ein wenig länger ...

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