Sozialromantik statt Wirtschaftsdenken

In einem der reichsten Länder der Welt ist es schick geworden, postmaterialistische Attitüde zu zeigen.
Martina Salomon

Martina Salomon

In einem der reichsten Länder der Welt ist es schick geworden, postmaterialistische Attitüde zu zeigen

von Dr. Martina Salomon

über Sozialromantik

Die Studie ist nicht wirklich repräsentativ, dennoch ist sie nah an der Realität: Nirgendwo sonst ist man der EU und ihrer Sparpolitik gegenüber so negativ eingestellt wie in Griechenland – und in Österreich. Das ist absurd, aber kein Wunder: Opposition, Teile der Regierung und Boulevardmedien üben sich hierzulande in unverantwortlichem Populismus. Ja, seit der Finanzkrise ist viel Mist in der EU passiert. Aber Österreich würde nicht zu einem der reichsten Länder der Welt zählen, wenn wir nicht EU-Mitglied wären. Die heimische Wirtschaft ist exportorientiert, nirgendwo sonst haben Firmen so stark von den stabilen Wechselkursen des Euro und neuen Märkten profitiert. Die EU zwingt uns zu Budgetkonsolidierung und Wettbewerbsfähigkeit, statt nur vom Umverteilen auf Kosten der Enkel zu träumen. Aber in Österreich ist es bis in akademische Kreise hinauf schick geworden, sich in postmaterialistischer Kapitalismuskritik – oft bar jeder Vernunft – zu üben.

Besserung ist nicht in Sicht. Der rote Arbeitnehmerflügel pirscht sich gerade an die Blauen an – weil die SPÖ der FPÖ sozialpolitisch näher stehe als der ÖVP. Stimmt. Und wer vertritt die Wirtschaftspolitik? Immer weniger. Beide Koalitionsparteien verlieren im neuen Parlament prominente Sprecher dafür. Ohnehin waren diese meist „nur“ Angestellte oder in erster Linie Kammerfunktionäre. „Echte“ Unternehmer meiden die Politik. Nicht einmal die unter wirtschaftsliberaler Flagge angetretenen „Neos“ nutzen die Lücke: Sie hätten den ebenso prominenten wie unangepassten Hotelier Sepp Schellhorn in den Nationalrat bringen können, tun das aber nicht, weil auch bei den Neos schon Funktionärsinteressen Vorrang haben. Schade! Werden sich auch die Pinken bald dem wohlfeilen Wohlfahrtsstaat-Mainstream anpassen?

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