Sozialpartner sind keine Dinosaurier

In Zeiten von Digitalisierung und Globalisierung ist die Sozialpartnerschaft wichtiger als je zuvor.
Margaretha Kopeinig

Margaretha Kopeinig

Wenn sie überleben wollen, müssen sie mehr Flexibilität, Esprit und konzeptuelle Radikalität zeigen.

von Dr. Margaretha Kopeinig

über die Sozialpartner

Die Konstanten des politischen Systems in Österreich werden sich durch die türkis-blaue Regierung, die sehr wahrscheinlich kommt, ändern. Gewerkschaften und Kammern, die längst durch die globale Entwicklung und Arbeitsteilung herausgefordert sind, werden weiter unter Druck kommen. Ein historisches Relikt ist der Konfliktlösungsmechanismus der Sozialpartner-Organisationen aber noch lange nicht.

Es ist sehr populär die Abschaffung der Pflichtmitgliedschaft in den Kammern zu fordern und den ÖGB zu verdammen, wie dies FPÖ-Politiker tun. Was leider fehlt sind Antworten, wie Beschäftigungsverhältnisse, Lohnabschlüsse sowie Arbeitgeber- und Arbeitnehmerrechte künftig geregelt werden sollen. Von oben sicher nicht. Aber Reformen sind nötig.

"Die Gewerkschaft muss sich ändern", sagte kürzlich der eloquente Boss des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Reiner Hoffmann. Er meinte damit die Anpassung an die sich rasant verändernden Beschäftigungsverhältnisse, die nicht nur Arbeitnehmer, sondern auch Unternehmen treffen. Wenn ganze Produktionshallen und Verkehrssysteme durch Roboter ersetzt werden, Banken, Versicherungen, Kliniken und Altersheime bald fast kein Personal mehr brauchen, wird es neue Spielregeln für die digitalisierte und enthumanisierte Wunderwelt geben müssen. Die Politik wird diese Rahmenbedingungen alleine nicht festlegen können, der Input von Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern wird – ohne präpotente Kraftmeierei – gefragt sein. Wenn sie überleben wollen, und das ist sicher im Interesse aller, müssen sie mehr Flexibilität, mehr Esprit und konzeptuelle Radikalität zeigen, auch gegenüber den Regierungen.

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