Rapid-Viertelstunde in der Regierung?

Knapp vor der Zeugnisverteilung kommt Bewegung in die Schulpolitik. Gute Vorsätze reichen nicht mehr. Der VP-Klubobmann macht sich für mehr Ganztagsschulen stark. Tirols Landeshauptmann hält ein flammendes Plädoyer für die Gesamtschule, als hätte ihn, frei nach Stronach, Claudia Schmied „umprogrammiert“. Der VP-Gemeindebundchef fordert im KURIER: „Lehrer dürfen nicht blockieren “. Eltern sollen das letzte Wort bei der Ganztagesbetreuung haben.

In der Sprache der schwarzen Pädagogik würde es heißen: Am Abend werden die Faulen fleißig. Denn das Reizwort Ganztagsschule begleitet das Kabinett seit der Angelobung. Die Unterrichtsministerin war schon zu Amtsantritt an der Gewerkschaft mit der Forderung zerschellt, Lehrer sollten zwei Stunden länger im Klassenzimmer stehen. Die Finanzministerin stieß erst kürzlich auf taube Ohren, als sie den Pädagogen gar vier Stunden mehr abverlangen wollte. Ihre Anwesenheitszeit am Arbeitsplatz ist aber eine Schlüsselfrage für ein überfälliges Angebot an modernen Ganztagsschulen. Bei der Regierungsklausur am Freitag war das dennoch ein absolutes No-go. Schmied hatte das Thema unelegant per Zeitungsinterview auf die Agenda reklamiert. Die ÖVP blockierte empört jede Entscheidung. Nach einer Runde innerparteilichen und medialen Watschentanzes scheint alles anders. Macht die Regierung doch ihre Hausaufgaben? Gibt es eine Rapidviertelstunde in der Schulpolitik?

Noch überwiegen die Anzeichen, dass der Satz gilt: Nur am Vorwahlabend werden die Faulen fleißig. Tirols Platter hat seinen Landeshauptmannsessel gegen Konkurrenz aus den eigenen Reihen zu verteidigen. Zudem beherzigen immer mehr ÖVP-Spitzen, dass als verlängerter Arm der Gewerkschaft kein Blumentopf zu gewinnen ist. Das Zeugnis schreibt in Kürze der Wähler. Ein Nicht genügend im Fach Schulpolitik ist mit billigen Wahlversprechen aber nicht mehr auszumerzen.