Punktuelles Verbot bringt gar nichts

Familienministerin Sophie Karmasin will Rauchen für Jugendliche unter 18 verbieten.
Martina Salomon

Martina Salomon

Erst wenn Rauchen unschick und unmöglich wird, kommt die Trendwende.

von Dr. Martina Salomon

über Rauchverbot für Jugendliche

Das sind die Ranglisten, wo Österreich immer "Spitze" ist: Jugendliche rauchen und saufen, als gäb’s kein (krankes) Morgen. Die Familienministerin wünscht sich daher ein Rauchverbot für Jugendliche unter 18 Jahren. Klingt gut und logisch. Bringen wird es jedoch nicht viel. Wählen und heiraten darf man ab 16, Alkohol konsumieren (je nach Bundesland unterschiedlich) ab 16 oder 18. Alles logisch?

Das österreichische Problem ist ja nicht ein Mangel an Verboten, wir regulieren ohnehin alles zu Tode. (Abgesehen davon ist nichts reizvoller, als ein Verbot zu brechen – noch dazu, wo es, wie in diesem Fall, so leicht geht.) Das wahre Problem ist doch, dass man im Gegensatz zur zivilisierten Welt noch immer an erstaunlich vielen Orten pofeln darf. Selbst in manch noblem Innenstadtlokal muss sich die Kundschaft erst durch die verrauchte Bar in den Restaurantbereich kämpfen. Ausländische Gäste sind darüber oft bass erstaunt. (Das Rauchverbot in der Gastronomie gilt erst ab 2018.) Es ist normal zu rauchen, alle tun es. Im Job ist es eine willkommene Pause, die den Nichtrauchern verwehrt ist.

Komischerweise rauchen oft viele jener, die sich vor Atomkraftwerken, Gentechnik, Chemie im Essen und Wurst zu Tode fürchten. Aber auf das Konto des Suchtmittels Zigarette gehen viel mehr Tote als auf alle erwähnten Gefahren zusammen. Faktum ist: Erst wenn das Rauchen wirklich unschick und unmöglich wird, kommt auch in Österreich die Trendwende. Weil wir ein selten vermurkstes Tabakgesetz haben, dauert es bei uns halt ein bisserl länger. Aber wir walzen ja (siehe die kitschigen Pausenfüller beim Neujahrskonzert) auch unsere Kaiser-Seligkeit bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag aus.

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