Österreich ist kein Steuersünder-Land

Der Fall Hoeneß beflügelt Umverteilungsfreunde, die Steuermoral ist hierzulande aber besser als ihr Ruf.
Martina Salomon

Martina Salomon

Österreich ist ein Land mit ausgeprägter Steuermoral trotz extrem hoher Steuersätze

von Dr. Martina Salomon

über Steuereinnahmen

Ein besseres Wahlkampfgeschenk hätte SPD und Grünen in Deutschland gar nicht in den Schoß fallen können. Die CDU steht plötzlich als Schützerin reicher Steuerkrimineller da. Der unglaubliche Fall Uli Hoeneß wird aber sicher auch in den heimischen Wahlkampfzentralen gerade aufmerksam beobachtet.

Solche Debatten geben Rückwind für neue Umverteilungsideen. Damit es sich „die da oben“ nicht immer „auf Kosten der Kleinen“ richten können. Steuersünder – zumindest über einer Bagatellgrenze – sollen auch bei Selbstanzeige nicht mehr straffrei bleiben dürfen, fordert nun die deutsche Opposition. Klingt logisch, ist aber trotzdem nicht unbedingt vernünftig. In Österreich gibt es dieses Modell schon seit Jahrzehnten, und es funktioniert gut: Unterm Strich lukriert der Staat daraus mehr Steuereinnahmen. Wenn man allerdings bereits ins Visier der Finanz geraten ist und ermittelt wird, hilft die Selbstanzeige nicht mehr. Für alle anderen gilt zwar Straffreiheit (und im Normalfall Anonymität), sie müssen aber natürlich die volle Abgabenschuld bezahlen.

Logischer als die Abschaffung der Straffreiheit für Steuersünder wären übrigens niedrigere Steuertarife. Was bei dieser Debatte aber von allen Seiten stets vergessen wird: Österreich ist ein Land mit ausgeprägter Steuermoral trotz extrem hoher Steuersätze. Auch wenn die atemberaubenden Geschichten rund um Grasser, Hochegger, Meischberger & Co. anderes vermuten lassen: Auf den diversen Steuersünder-CDs, die in der jüngeren Vergangenheit aufgetaucht sind, fanden sich kaum Österreicher. Unsere Finanz gilt international als vorbildlich – wir haben den Griechen in Sachen Steuereintreibung sogar „Nachhilfe“ vor Ort gegeben. Grund für hysterische Debatten gibt es hierzulande also eigentlich nicht.

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