Nicht genügend für die Schul-Ministerin
Nicht genügend für die Schul-Ministerin.
Nicht genügend wegen "unglaublicher Fehlleistungen"; genügend in "Betragen" und ein Vierer wegen "mangelnder Mitarbeit". Dieses Zeugnis, das die Schulpartner gestern im KURIER ihrer obersten Chefin ausstellten, ist dieser Schulschluss-Tage niemandem zu wünschen. Gabriele Heinisch-Hosek hat nicht einmal ein ganzes Schuljahr gebraucht, um den Vertrauensvorschuss von Lehrer-, Eltern- und Schulvertretern zu verspielen. Dabei brachte sie alles mit, was für einen gelingenden Start reichen müsste: Den Ruf einer verhandlungsgeeichten Beamtenministerin und reichlich (Schul-)Erfahrung als gelernte Lehrerin.
Ihre Vorgängerin hat zudem nicht eine Performance hinterlassen, die schwer zu überspringen ist. Claudia Schmied hinterließ nach sechs Jahren im Ressort Spuren als bemühte, aber durchschnittliche Verwalterin: Eingekeilt zwischen den widersprüchlichen Interessen der vielen Dienstherren ihres Personals in Bund und Ländern. Hin- und hergerissen zwischen den bleiernen Beharrungskräften der Lehrergewerkschaft und der zunehmend unzufriedenen Schul-Kundschaft. Immer mehr Eltern machen lieber anderswo Abstriche, um sich für ihre Kinder eine privat geführte Schule leisten zu können – und sie nicht den Launen und Tücken des öffentlichen Schul-Systems aussetzen zu müssen. Für die breite Mehrheit bleibt das aus finanziellen Gründen aber keine gangbare Alternative. Für die Politik sollte sie keine sein, zumal das Bildungsministerium seit bald einem halben Jahrhundert primär von einer Partei geführt wird, die Privatisierung der Bildung nicht zu Unrecht mit Privilegierung buchstabiert.
Und ewig grüßt das Murmeltier
Zur widrigen Gesamtlage kam bei Claudia Schmied auch mangelnder Rückhalt in den eigenen Reihen. Gabriele Heinisch-Hosek war bisher bei der SPÖ-Spitze hoch im Kurs. Das hat sie nicht vor einer Kette von Fehlleistungen bewahrt: Auf ein Datenleck reagierte sie mit einem Stopp aller Bildungstests. Eine Trotz-Reaktion, die nicht durchzuhalten war. Schwere Pannen beim Start der Zentralmatura sanktionierte sie zwar umgehend mit dem Rauswurf der Chefs, machte aber gleichzeitig eine Wurzel im faulen Bildungssystem grell sichtbar: Gesucht wird jetzt nicht die oder der Beste für den Job, sondern ein politisch passendes rot-schwarzes Duo.
Und die pünktlich zu Schulschluss zu Recht einmal mehr erhobene Klage vieler Eltern, "Hilfe, die Ferien sind zu lange", beantwortet die Ministerin wie? Erraten! Mit einer Kommission, die noch einen Sommer lang über eine Verkürzung brüten soll. Neun Wochen Ferien wurde einst erfunden, damit die Kinder bei der Ernte helfen können. Dem Agrar-Zeitalter sind wir seit Jahrzehnten entwachsen, eine Ferienordnung für Kinder und Eltern einer Industrie-, Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft ist aber weiter nicht in Aussicht.
Glückliches Land, dass sich noch immer eine Regierung leisten kann, die nicht vom Fleck kommen will.
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