Wie viele Millionen darf man scheffeln?

In Europa beginnt man das Gehalt von Top-Managern zu regulieren. Unelegant, aber offenbar notwendig.
Martina Salomon

Martina Salomon

Reiner Populismus? Ja natürlich – aber leider notwendig.

von Dr. Martina Salomon

über die Begrenzung der Banker-Boni

Für Anhänger der Marktwirtschaft ist das eigentlich ein No-go: Der Staat greift bei der Bemessung von Gehältern ein. Das geht ihn eigentlich nichts an. Dennoch will die EU neue Regeln erlassen, um Bonuszahlungen in der Finanzbranche zu begrenzen. Der Plan, der am Dienstag wegen der Briten (noch) nicht durchging: Banker-Boni dürfen künftig ein Jahresgehalt nicht mehr überschreiten, außer Eigentümer bzw. Genossenschafter beschließen mehrheitlich, dass der Betroffene (fast nie sind es Frauen) doch mehr bekommt. Reiner Populismus? Ja natürlich – aber leider notwendig, seit Milliarden flossen, um Banken aufzufangen bzw. zu verstaatlichen. (Dass es hierzulande oft – siehe Hypo Kärnten – die Politik war, die Banken in Schieflage brachte, steht auf einem anderen Blatt). Österreichische Top-Managergehälter sind im internationalen Vergleich übrigens meist deutlich maßvoller, europaweit liegen sie im unteren Drittel.

Anderswo aber werden an manche Spitzenmanager Jahresgehälter, Boni und Abfertigungen ausbezahlt, die in keinem Verhältnis mehr zu Leistung und Risiko stehen. So hätte der Aufsichtsratspräsident von Novartis nach seinem Abgang 58 Millionen Euro gecasht, wenn er sich an ein Konkurrenzverbot gehalten hätte. Nach einem Proteststurm hat er nun darauf verzichtet.

In der Schweiz, wo es im Gegensatz zu Österreich vernünftige Referenden gibt, wird am 3. März über Manager-Riesenboni abgestimmt. Dass ein staatlicher Eingriff nötig ist, um „Chef“-Gehälter wieder mit Bodenhaftung zu versehen, ist unelegant und polarisiert in der Schweiz zu Recht. Aber wenn manche Maß, Ziel und Anstand verloren haben, dann gibt es keine Alternative dazu, um den sozialen Frieden nicht zu gefährden.

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