Schul-Aufnahmetest muss sein, aber später

Hinter dem Streit um neue Hürden fürs Gymnasium versteckt sich das hohle Gespenst der „Eintopfschule“.
Josef Votzi

Josef Votzi

Schul-Aufnahmetest muss sein, aber später.

von Josef Votzi

über den Schulstreit

Ein paar Mathematikaufgaben, ein Aufsatz, Wissensfragen: Die Generation 50 plus war die letzte, die eine Aufnahmeprüfung fürs Gymnasium bestehen musste. Getestet wurden das Nervenkostüm und die Qualität der Volksschule. Der Streit ums Budgetloch ist noch nicht ausgestanden, da tut sich neuer Popanz auf: Die ÖVP will den Test wiederbeleben. Die SPÖ zetert gegen „einen Rückfall in die bildungspolitische Steinzeit“.

Die Aufnahmetests waren zwar Geschichte, Zugangshürden existieren aber in neuer Verkleidung: Heute entscheiden die Volksschul-Noten, wer Richtung Hauptschule/Neue Mittelschule und wer Richtung Matura abbiegen darf. Eine Prüfung vor allem für die Eltern: Wer schafft es zu überzeugen, dass sein Kind reif fürs Superzeugnis und damit fürs Gymnasium ist.

Leistung als Messlatte für Lebensweichen ist wichtig und richtig. In Sachen Bildung kommt sie mit 10 Jahren aber entscheidend zu früh – ob als simple Aufnahmeprüfung oder als Test der sozialen Durchsetzungsfähigkeit.

Hinter dem neuen Symbol-Streit um die Aufnahmeprüfung steht die alte Debatte: Kann die Weichenstellung in Sachen Schule für alle Richtung 14 verlagert werden, ohne das hohle Gespenst der „ Eintopfschule“ zu reanimieren? Einen guten Anfang für eine geistvollere Debatte setzte mit Oberösterreichs Landesschulratspräsidenten Enzenhofer ein prominenter VP-Verhandler: Die gemeinsame Schule ist längst kein pädagogisches, sondern primär ein sozialpolitisches Thema.

Soll heißen: Speziell in Städten mit hohem Migrantenanteil samt Sprachproblemen wie in Wien tun sich hier soziale Barrieren auf. Alsdann her mit vernünftigen Lösungen statt Scheindebatten um neue Aufnahmetests.

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