Plötzlich ist Kärnten mehr als Larissa
In unserer sensationslüsternen Medienwelt kann sich das Image eines Landes in zwei Minuten ändern
Wer sich den olympischen Abfahrtslauf im ZDF anschaute, konnte Sätze folgenden Inhaltes hören: Matthias Mayer komme aus jenem Bundesland, in dem es seit jeher besonders gute Abfahrer gebe. Der Name von Franz Klammer wurde voller Respekt erwähnt: Tatsächlich liegt dessen Geburtsort Mooswald nur ein paar Kilometer Luftlinie von Afritz, der Heimatgemeinde von Matthias Mayer, entfernt. Und auch an Fritz Strobl, den letzten österreichischen Abfahrts-Olympiasieger, wurde erinnert – sein elterlicher Bauernhof liegt etwas weiter westlich im oberen Drautal.
Das Wort Kärnten wurde endlich einmal ausgesprochen, ohne im nächsten Satz Jörg Haider zu erwähnen, also die untergegangene Sonne mit dem neuen Stern in Verbindung zu bringen. Ohne postwendend den Hypo-Skandal zu nennen. Oder Larissa Marolt.
Sie haben schon vergessen, wer Larissa ist? Gut so. Larissa ist das „Dschungel-Dusselchen“ (Der Spiegel), die „Schreckschraube“ (Stern), die es fast täglich auf das Cover der Bild-Zeitung gebracht hatte und die Deutschen rätseln ließ, um welche Spezies es sich bei ihr handle. Hunderte Reporter waren in Larissas Kärntner Heimatort gepilgert, Stefan Petzner hatte geglaubt, sich zu Wort melden zu müssen, der Klagenfurter FPÖ-Bürgermeister überreichte ihr einen Ehren-Lindwurm.
Mit einer Fahrt, für die er nur knapp mehr als zwei Minuten brauchte, schaffte es nun Matthias Mayer, aus einem merkwürdigen Bundesland in der externen Wahrnehmung wieder ein bemerkenswertes zu machen. In dem es nicht nur Talent zur Korruption und zur trashigen Selbstdarstellung gibt. Er erreichte das mit einer echten Leistung und nicht durch den Verzehr von Maden – in der schnelllebigen, ständig Klischees transportierenden Medienwelt fast schon die Ausnahme.
Kommentare