Patientendaten sind ein heikles Gut

„ELGA“ bleibt umstritten. Der Hausärzteverband hat eine Aktion für den Austritt gestartet.
Martina Salomon

Martina Salomon

ELGA bleibt umstritten. Der Hausärzteverband hat eine Aktion für den Austritt gestartet

von Dr. Martina Salomon

über ELGA

Unbedingt machen, wenn man Herr seiner Daten bleiben möchte“, empfiehlt ein Vertreter des Hausärzteverbandes die Abmeldemöglichkeit für ELGA in einem Sammelmail. Fast 2000 Versicherte haben das heuer schon getan, obwohl das „Opt-out“ gar nicht so einfach ist. Ein Ansturm auf die Hotline hat eingesetzt. „ELGA erhöht die Patientensicherheit“, versucht Gesundheitsminister Stöger zu beruhigen, und Sozialversicherungs-Chef Schelling ergänzt sogar durchaus empört: „Abmeldung kann Ihre Gesundheit gefährden.“ Faktum ist: Über ELGA wird schon viel zu lange diskutiert, heuer soll es schrittweise starten.

Für Patienten kann ELGA Vorteile bringen: Es ist absurd, wenn chronisch Kranke bei jedem Arzt- und Spitalswechsel ihre Krankengeschichte neuerlich herunterbeten müssen und brandneue Befunde (etwa Röntgenbilder) noch einmal sinnlos angefertigt werden. Auch angesichts der steigenden Zahl an Patienten, die des Deutschen nicht wirklich mächtig sind, ist es gut, wenn den Medizinern Befunde Schwarz auf Weiß vorliegen. Umgekehrt besteht die Gefahr, dass Ärzte noch mehr hinter ihrem Computer verschwinden werden, anstatt direkt mit dem Patienten zu kommunizieren.

Technisch ist das System nämlich nicht gerade das Gelbe vom Ei. Es wird viel Zeit der Behandler binden, weil man sich schon aus Haftungsgründen tunlichst durch alle Seiten im elektronischen Patientenakt wühlen muss. (Erst in ein paar Jahren sollen leichter erfassbare Datenformate statt der PDF-Befunde kommen.) Nicht wirklich beruhigend ist auch, dass der in die ELGA-Entwicklung involvierten Firma CSC eine Nähe zum US-Geheimdienst NSA nachgesagt wird. An Datensicherheit glaubt heutzutage ohnehin niemand mehr. Gut möglich, dass ELGA veraltet ist, bevor es überhaupt flächendeckend eingeführt ist.

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