Die Uni braucht einen Profi, nicht einen Prof

Warum die Studenten gegen das Falsche protestieren, und was von Töchterle noch zu erwarten ist.
Martina Salomon

Martina Salomon

Die Wissenschaft ist ins Wirtschaftsministerium gewandert. Na und?

von Dr. Martina Salomon

über die Wissenschaft

Die Wissenschaft ist ins Wirtschaftsministerium gewandert. Na und? Sie war auch schon einmal beim Verkehr, bei der Kultur und bei der Schule. Karlheinz Töchterle ist ein gescheiter, sympathischer Gesprächspartner. Aber hat er politisch etwas durchgesetzt? Eher nicht. Es kann für die Wissenschaft daher sogar besser sein, wenn sie nicht von einem ehemaligen Rektor, sondern von einem Minister vertreten wird, der sowohl in der Partei als auch in der Politik fest verankert ist und ein Ressort mit Gewicht leitet.

So weit die Theorie. In der politischen Praxis, wo es oft nur um Symbole geht, wurde es als falsches Signal aufgefasst. Außerdem muss die Liebe Reinhold Mitterlehners zu seinem neuen Ressort erst wachsen. Seine neue Klientel ist durchaus anstrengend. Die Rektoren neigen ja dazu, ihre jeweiligen Minister zu verachten, wenn diese nicht zumindest habilitiert sind (wobei auch Ex-Professor Tuppy als besonders durchsetzungsschwacher Minister galt). Die Studenten wiederum haben dem Minister ihre Mobilisierungsfähigkeit schon vorgeführt. Besser wäre es allerdings, würden sie diese für wirklich wichtige Anliegen aufsparen. Nein, damit ist jetzt nicht der übliche „Gender“-Quatsch gemeint, mit dem sich die rot-grüne Hochschülerschaft hauptamtlich beschäftigt. Es geht um die ureigenen Sorgen der Studenten: Knock-out-Prüfungen selbst im allerletzten Studienabschnitt und Unilehrende, die sich um sie keinen Deut scheren (können). Interessanterweise wird seit Jahrzehnten über die Lehrer an den Schulen geklagt, aber niemanden kümmert’s, dass sich die Unilehre oft in einem deutlich beklagenswerteren Zustand befindet.

Drohende Ökonomisierung?

Denjenigen, die jetzt die Unis wegen drohender „Ökonomisierung“ schwarz beflaggt haben, sei übrigens ein Blick in die Schweiz empfohlen: Das Land gibt drei Prozent des Volkseinkommens für Forschung und Entwicklung aus, mehr als Österreich. Der überwiegende Anteil kommt aus privaten Unternehmen, der Staat kümmert sich um Grundlagenforschung. Die Schweiz zählt zu den innovativsten Ländern der Welt. Ein bisschen von diesem Geist würde Österreich nicht schaden.

Bei uns herrscht eine besonders perfide Spielart der „Ökonomisierung“: Die Unis sind scheinbar hürdenfrei, aber es braucht einen langen Atem (und begüterte Eltern), um sich durchzuschlagen. Reinhold Mitterlehner kann das Getöse um sein neues Amt nutzen, um positiv zu überraschen. Und Töchterle? Der hat sich jetzt endgültig als überparteilicher Präsidentschaftskandidat qualifiziert: stimmt für den Antrag von Neos und Grünen im Parlament (für ein eigenes Wissenschaftsressort) und kündigt an, sich „nach Möglichkeit“ gegenüber der ÖVP loyal zu verhalten, aber nicht um jeden Preis (schließlich ist er nach wie vor parteilos). Er steht der Macht demütig gegenüber: Im Talk bei „Stöckl“ sprach er Donnerstagnacht davon, nur ein „scheinbar Mächtiger“ gewesen zu sein. Und er zitierte weiterhin fehlerfrei gescheite, lateinische Sprüche. „Viribus unitis“ – na bitte, wer könnte besser für die Hofburg geeignet sein?

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