Das Geschäft mit der Hysterie

Die Positionen von EU und Industrie sind durchaus hinterfragenswert – jene der Öko-Lobbys aber auch.
Martina Salomon

Martina Salomon

Aber es ist doch für den guten Zweck!

von Dr. Martina Salomon

über die Hysterisierungs-Industrie

Das Leben könnte so schön sein: Würde die Welt atomenergiefrei, gentechnikfrei, pestizidfrei sein, dann könnten wir alle leben wie einst die Bienen – ohne von finsteren, weltweiten Konzernen beherrscht zu werden, die möglicherweise auch noch ein Auge auf „unser Wasser“ geworfen haben. Natürlich müssten wir uns dann global mit ein paar unerwünschten Nebeneffekten herumschlagen: Hunger und Armut in der Welt würden ziemlich wahrscheinlich wieder steigen. Dafür könnten wir im reichen Westen unser veganes Sandwich (klarerweise ohne Monsanto-Saatgut) mit reinerem Gewissen genießen. Die Hysterisierungs-Industrie hat die westliche Welt – und noch mehr die Österreicher – fest im Griff. Noch bevor ein Vorschlag der EU-Kommission über eine neue Saatgutregelung überhaupt vorliegt (die erst frühestens in drei Jahren in Kraft tritt), wird schon der Weltuntergang beschworen.

Natürlich ist ein Gegengewicht zu den mächtigen Industrie-Lobbys eminent wichtig. Aber mittlerweile hat man den Eindruck, dass die Kampagnen der Gegenseite nicht nur weitaus effizienter, sondern oft reiner Selbstzweck sind. Schließlich erhöht das sowohl Bekanntheit als auch Spendenvolumen der „grünen“ Lobbys, genauso wie die Bereitschaft, für diese ehrenamtlich zu arbeiten (bzw. für ein Gehalt, das andernorts die Gewerkschaften auf den Plan rufen würde). Aber es ist doch für den guten Zweck! Ja eh, aber mittlerweile ist das ein florierender Wirtschaftszweig, den nicht nur Kinderlose gern in ihrem Testament bedenken. Wer spekuliert, dass hinter mancher EU-Regelung vielleicht nicht nur 100 Prozent Unsinn stecken könnte, bekommt Leserbriefe à la: „Auf welchen Drogen sind Sie eigentlich?“ Bravo, diese PR-Maschinerie funktioniert wirklich tadellos.

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