Facebook ist längst außer Kontrolle

Die Kritik an Facebook wird immer lauter. Es besteht dringender Handlungsbedarf.
Stefan Kaltenbrunner

Stefan Kaltenbrunner

Wir haben ein Monster erschaffen, eine Hassmaschine, einen Tsunami, der die Welt mit Falschmeldungen überschwemmt. Auf der dieser Tage abgehaltenen Fundamental Rights Konferenz in Brüssel zum Thema "Medienpluralismus in demokratischen Gesellschaften" waren sich Politiker und Medienexperten einig: Die größte Gefahr, die gegenwärtig dem traditionellen Journalismus droht, kommt von Facebook. Besonders seit der US-Wahl steht die Social-Media-Plattform in der Kritik. Facebook wird vorgeworfen, dass es falsche Nachrichten, zum Beispiel über Immigranten und Muslime, als echte Informationen verbreitet und so maßgeblich zur Wahl Donald Trumps beigetragen hat. Dass Facebook durch seine Algorithmen die Meinung seiner Nutzer manipuliert, ist Fakt. Usern werden nur jene Nachrichten eingeblendet, für die sie und ihre Freunde Interesse zeigen.

Schwarz oder Weiß

Auf Österreich umgemünzt heißt das, Hofer-Wähler bekommen ausschließlich Nachrichten von der FPÖ, die Gegenseite nur jene von Van der Bellen. Facebook teilt damit die Welt in Schwarz oder Weiß, in Gut oder Böse. Schattierungen, die für eine ausgewogene Meinungsbildung notwendig sind, werden abgeschafft, eine Spaltung der Gesellschaft ist so vorprogrammiert. Das Unternehmen scheffelt damit Milliarden an Werbeeinnahmen. In den USA nutzen 66 Prozent der erwachsenen Facebook-User die Plattform als Nachrichtenquelle, sie lesen also dort genau das, was sie auch glauben möchten, ein Trend, der weltweit höchst alarmierend ist. Der Handlungsbedarf ist evident. Für Facebook müssen jene Gesetze gelten, an die sich auch klassische Medien zu halten haben, und Facebook sollte seine Algorithmen offenlegen. Es muss transparent dargestellt werden, wie das Unternehmen seine Nachrichten kanalisiert, nur so lässt sich auf Dauer verhindern, dass das Monster nicht noch mehr außer Kontrolle gerät.

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