Eine schrecklich nette Regierungsfamilie

Was würde geschehen, wenn sich die neue/alte Koalition friedlich um eine Festtafel scharen müsste?
Martina Salomon

Martina Salomon

Nach den Festtagen kehrt dann wieder Alltag ein.

von Dr. Martina Salomon

über Weihnachtsfrieden

Weihnachtsfeiertage – das bedeutet auch Zähne zusammenbeißen gegenüber den Schrullen origineller Familienmitglieder. Schön, wenn sich alle um den Tisch versammeln und die Freude darüber auch beim Dessert noch anhält. Man male sich aus, was passieren würde, wenn sich die neue große Koalition friedlich unterm Baum (rote Kugeln, schwarze Maschen?) versammeln müsste. Wem würde wohl die erste spitze Bemerkung entschlüpfen?

Ziemlich wahrscheinlich beginnt dieses Festessen verspätet. Schließlich würde man zunächst um die Sitzordnung feilschen – obwohl die „Köche“ und Patenonkel, Michael Häupl und Erwin Pröll, vorsorglich Tischkärtchen verteilt haben. Diese beiden würden natürlich nicht selbst Platz nehmen, sondern am Küchenbankerl ein Gläschen vom „Gemischten Satz“ leeren. Macht nichts, irgendwie sind sie ohnehin immer dabei. Michael Spindelegger müsste davor noch bei drei weiteren schwarzen Landeshauptleuten nachfragen, ob alles die richtige Ordnung habe (Antwort: Nein). Das erspart sich Werner Faymann. Und sollte er in Graz bei Franz Voves anrufen, knallt ihm der sicher wortlos den Hörer hin.

Glanz und Gloria

Logischerweise spricht der neue Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter das Tischgebet. Aber Obacht zu fortgeschrittener Stunde: Als elftes Kind einer Bauernfamilie geht er angeblich gern in „Konfrontation“ (vulgo Wirthausrauferei). Vorsichtshalber könnte man Sebastian Kurz neben ihn platzieren. Der macht mit seiner XL-Sozialkompetenz selbst den knorrigsten Tiroler mürbe. Ganz ungefährdet ist Kurz aber selbst nicht: Als etwas altkluger Liebling von Papa Spindelegger wächst bereits der heimliche Groll seiner eifersüchtigen, älteren Brüder.

Gesundheitsminister Stöger (ja, den netten Onkel aus Oberösterreich gibt es noch immer!) müsste man neben die neue Familienministerin Sophie Karmasin setzen, damit etwas Glanz auf ihn fällt. Er könnte ihr bei der Gelegenheit gleich erzählen, wie man ohne groß aufzufallen in dieser schrecklich netten Familie überlebt.

Und die Geschenke? Werner und Michi kriegen eine Paartherapie verpasst. Schließlich hat das Wahljahr ihre Beziehung strapaziert. Zuckerln wollen oder dürfen sie selbst keine mehr verteilen. Verteidigungsminister Klug – laut OGM das beliebteste „Familienmitglied“ der Regierung! – erhält einen Gutschein beim Sprachtrainer, damit er lernt, „Soldaten“ richtig auszusprechen. Alle drei Neuen im Finanzministerium bekommen den Grundkurs „Budgetsanierung“ von Herrn Schäuble in Berlin plus Zauber-Workshop: „Wie man das Hypo-Krokodil in ein Nilpferd zurückverwandelt.“ Gabriele Heinisch-Hosek packt ein von Doris Bures persönlich signiertes Büchlein aus: „Wie ich lernte, den Boulevard zu lieben.“ Das Vorwort von Werner Faymann hat sein bester Freund Ostermayer so schön getextet.

Nach den Festtagen kehrt dann wieder Alltag ein. Die liebe Regierungsfamilie muss sich nicht mehr verstellen und so tun, als würden sie einander mögen. Endlich!

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