Ein Präsident spielt mit Kanonenfutter

Tschechiens Staatspräsident Milos Zeman ist sehr unbeliebt. Und sucht mit dummen Aussagen Popularität.
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Milos Zeman ist sehr unbeliebt. Und sucht mit dummen Aussagen Popularität.

von Dr. Helmut Brandstätter

über Tschechiens Staatspräsident

"Syrische Männer sollen in ihrer Heimat kämpfen, anstatt nach Europa zu kommen." Der tschechische Staatspräsident Milos Zeman, ehemals Bürgerrechtler, dann bis zu seinem Austritt aus der Partei Sozialdemokrat, neigt zu schlichten, manchmal auch dummen Formulierungen. In seiner Weihnachtsansprache hat er auch gemeint, es handle sich nicht um Flüchtlinge, sondern um eine "organisierte Invasion". Seine mangelnde Treffsicherheit in politischen Fragen ist bekannt: Früher einmal bezeichnete er alle Sudetendeutschen pauschal als "Hitlers 5. Kolonne". Sein erhöhter Alkoholkonsum, der auch in tschechischen Zeitungen schon beschrieben wurde, kann da keine Ausrede sein. Zeman könnte ja Bücher lesen, wie sie zuletzt im KURIER beschrieben wurden.

" Syrien verstehen" von Gerhard Schweizer hilft ebenso wie "Die schwarze Macht" von Christoph Reuter. Beide beschreiben den Aufstieg der islamistischen IS und belegen, wie diese Terrororganisation vor allem von Syriens Staatschef Baschar al-Assad gefördert wurde. So versucht Assad, den Bürgerkrieg, den er mit Kanonen und grausamen Fassbomben gegen sein Volk führt, zu rechtfertigen. Beide Autoren beschreiben auch, wie unübersichtlich und wechselhaft die Lage in Syrien und im Irak ist, auch wegen der Interessen der Türkei, die ja gegen die Kurden vorgeht. Russland wiederum unterstützt Assad, will aber auch verhindern, dass die Amerikaner zu einflussreich sind. Dazu kommen die Interessen des Iran, der das schiitische Regime in Bagdad unterstützt und die Regionalmacht Saudi-Arabien, die den IS auch unterstützt hat, sich jetzt aber vor einem radikalen Kalifat fürchtet. Und in dieser Lage will ein "Staatsmann" wie Zeman junge Syrer, die nach Europa geflüchtet sind, einsetzen? Als was denn, als Kanonenfutter für die Armee Assads? Oder auf der Seite irgendeiner islamistischen Miliz, die einen kleinen Teil des Landes dominiert?

Kein Westfälischer Friede in Sicht

Charles De Gaulle hat im Juni 1940 in London das Komitee Freies Frankreich gegründet und den Widerstand gegen das Vichy-Regime und die deutsche Besatzung militärisch unterstützt. Historische Vergleiche sind immer schwierig, aber natürlich wäre ein syrischer Charles De Gaulle hilfreich, vor allem, wenn er sowohl von den Russen als auch von den Amerikanern unterstützt würde. Dann hätte ein Aufruf an alle syrischen Männer, für die Freiheit in ihrem Land zu kämpfen, einen Sinn. Aber so weit sind wir leider noch lange nicht. Es müssen einmal die Russen erklären, warum sie noch immer einen Assad unterstützen, der sein Volk ermorden lässt. Und die Großmächte müssten mit den Regionalmächten und den betroffenen Staaten Syrien und Irak eine neue Landkarte für den Nahen Osten entwerfen. Wahrscheinlicher ist das Szenario, das Gerhard Schweizer im KURIER entworfen hat: Der Zerfall Syriens in religiös dominierte Zonen, wie Europa im 17. Jahrhundert. Der davorliegende Krieg hat freilich 30 Jahre gedauert.

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