Ein frivoles Spiel der Mächtigen Europas
Ein Grexit würde das europäische Projekt zerstören. EU-Gegner und extreme Parteien wären die Gewinner.
Der Krisengipfel zu Griechenland ist in der Nacht auf Dienstag ohne Ergebnis zu Ende gegangen. Und das, obwohl die Athener Regierung brauchbare Vorschläge geliefert hat, die sich weitgehend mit den Sparauflagen der Geldgeber decken. Doch jetzt lassen sich die Institutionen und manche Regierungschefs Zeit. Was diese mit ihrer Verzögerungstaktik bezwecken wollen, ist nicht klar. Die Griechen ärgern, weil sie selbst lange getrickst haben? – So ein Revanche-Gehabe ist für souveräne Politiker unwürdig.
Woran liegt es aber dann, dass es keine rasche Entscheidung gibt? Wo bleibt die Führungsrolle der deutschen Kanzlerin? Ihr zögerliches Verhalten gibt Rätsel auf. Auch der Gipfel in Brüssel hat gezeigt, dass viele keine Lösung wollen. Lieber kokettieren sie mit dem Grexit, ohne zu überlegen, dass dann auch die vielen Rettungsmilliarden für Griechenland à fonds perdu wären – im Übrigen Steuergeld. Das Bild der EU-Granden ist erbärmlich: zerstritten, ziellos, nicht vertrauenswürdig.
Sollte es keine Hellas-Lösung in letzter Minute geben und der Grexit die logische Folge sein, dann gibt es dafür auch Verantwortliche. Der Eindruck täuscht nicht: Sie riskieren oder provozieren ein Scheitern Griechenlands, und damit ihr eigenes, als den Blick nach vorne zu wagen.
Den hat man aber nur, wenn man auch die Vergangenheit kennt. Die historische Bedeutung des Integrationsprojektes ist vielen egal, kein Gedanke wird mehr an Krieg und Shoa verschwendet. Lieber werden neue Feindschaften und Nationalismus kultiviert. Misslingt eine Einigung mit den Griechen – zufällig oder willentlich – würde dies garantiert links- und rechtsextreme Parteien, EU-Gegner und in Griechenland die Neofaschisten begünstigen.
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