Ein friedliches Weihnachtsfest!

Das ist für viele leider nur ein frommer Wunsch. Aber friedliches Zusammenleben muss unser Ziel bleiben.
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Die Herbergssuche findet hier statt, wir sind mit dem Islam konfrontiert

von Dr. Helmut Brandstätter

über ein friedliches Weihnachtsfest

"Am achten Tag auf dem Berg bekam Bagisa ihr erstes Kind, eine Tochter. Sie nannten sie Chudaida und hatten nichts mehr zu trinken. Aus dem Dorf Sumari waren die junge Bagisa und ihr Mann Hadi geflohen... Bagisa, Hadi und dem Neugeborenen half niemand, sie mussten in der Hitze ausharren. Bis am Tag nach Chudaidas Geburt endlich drei kurdische Kämpfer auftauchten, Mitglieder der PKK, und sie über den einzigen offenen Pfad vom Berg hinab über die nahe Grenze nach Syrien brachten, ins Lage Nowruz... Vier Tage später starb Chudaida in dem Lager."

Es klingt wie das Evangelium nach Lukas, nur dass die Eltern der kleinen Chudaida keinen Stall fanden und keine heiligen drei Könige. Und dass ihr Kind nicht überlebte. Der Journalist Christoph Reuter beschreibt in dem Buch "Die schwarze Macht" das Schicksal der kleinen jesidischen Familie, die in ihrem irakischen Dorf von IS-Terroristen vertrieben worden war. Und er analysiert den Aufstieg einer fanatischen Mörderbande zu Beherrschern von ganzen Landstrichen in Syrien und im Irak, begünstigt durch korrupte, skrupellose und irgendwie auch hilflose Regime in Damaskus und Bagdad.

Das alles hat mit uns sehr viel zu tun, wir haben es in den letzten Monaten erlebt. Die Herbergssuche findet hier statt, wir sind mit dem Islam konfrontiert, und so mancher wird durch die Beschäftigung mit einer anderen Religion zur eigenen zurückfinden. Das steht nicht im Widerspruch zu unserer bewährten Auffassung, dass der Glaube Privatsache ist. Aber die Suche nach Spiritualität wird nicht nur durch den modernen Materialismus verstärkt hervorgerufen, sondern auch durch die scheinbar unlösbaren Herausforderungen, die sich uns stellen. Die Kriege und Fluchtbewegungen in unserer Nachbarschaft werden präsent bleiben, auch wenn so manche europäische Regierung glaubt, dass ein Zaun diese Realität zum Verschwinden bringen kann.

Frieden für alle, egal, was jemand glaubt

In dieser Situation sollten wir uns darauf besinnen, was Europa so stark gemacht hat: Die Wahrung der Menschenrechte, also die Achtung von Menschen, unabhängig von Geschlecht oder Herkunft. Jeder Mensch ist gleich viel wert. Dazu Rechtsstaatlichkeit und Demokratie, wobei die Mehrheit Minderheiten respektiert.

Im Lukas-Evangelium heißt es: "Verherrlicht ist Gott in der Höhe – und auf Erden ist Frieden." Aktuell interpretiert kann das nur heißen: Jeder soll seinen Gott verehren, wie er will, aber auf der Erde leben wir friedlich zusammen, unabhängig davon, ob jemand gläubig ist und wie er seinen Glauben praktiziert. Das ist für viele Muslime, die jetzt zu uns kommen, völlig neu. Aber diese Trennung von Kirche und Staat hat sich bewährt, während der angebliche Gottesstaat, den der IS aufbauen will, nur Terror verbreitet. Dagegen müssen wir uns wehren und diejenigen beschützen, die fliehen müssen.

Im Namen der KURIER-Redaktion wünsche ich unseren Leserinnen und Lesern ein friedliches Fest.

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