Ein Dank an alle, die noch Politiker werden

Wer täglich Entscheidungen für die Gemeinschaft trifft, verdient Respekt. Wenn zukunftsorientiert gehandelt wird.
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Ja, Respekt für die Politik, aber nur, wenn sie sich ohne dumme Streitereien um die Zukunft unserer Kinder kümmert.

von Dr. Helmut Brandstätter

über Politiker

Die sogenannten sozialen Medien, insbesondere Facebook, haben sich zuletzt ziemlich blamiert. Einerseits durch die Verbreitung von nachweislich falschen Meldungen, andererseits durch niederträchtige Schimpforgien. Vor allem Politiker und Journalisten, männlich wie weiblich, sind das Ziel von wohl sehr frustrierten Mitbürgern. Wobei auch Politiker versucht haben, Journalistinnen herunterzumachen. Aber Parteisekretariate sind nicht unbedingt Hort tief gehender Intellektualität. Anstand freilich wäre angebracht.

In der Demokratie kann jeder ein politisches Amt erreichen. Glaubt man dem Boulevard, wird man in der Politik so richtig reich. Kolumnisten, die so ihren Lesern Volksnähe bewiesen wollen, verdienen deutlich mehr als Nationalratsabgeordnete. Diese sind zu feig, um das zu sagen. Es gibt bereits Gemeinden, wo niemand Bürgermeister werden will, weil die Anforderungen hoch, Dank und Anerkennung aber meist bescheiden sind.

Wie aber sollen Politiker auftreten? Die Wahlerfolge der letzten Zeit sprachen für diejenigen, die einfache Rezepte für komplexe Probleme verbreiteten. "Raus aus der EU und England hat keine Sorgen mehr", so argumentierten Johnson, Farage und Co. und amüsierten sich wahrscheinlich, wie leicht man das Volk anlügen kann. Ein Farage-Vertrauter hofft gar auf mehr Vergewaltigungen als Wahl-Turbo. Unfassbar. Marine Le Pen will Frankreich "zu alter Größe" führen. Aber Arbeitsplätze im Kohlebergbau oder in der Landwirtschaft wird sie mit diesen Parolen nicht zurückholen können, auch wenn sie ganz schnell aus der EU austritt. Donald Trump kann ja fordern, dass amerikanische Unternehmen nur mehr in den USA investieren müssen. Da muss er einmal die Voraussetzungen dafür schaffen, da reichen seine vielen Twitter-Botschaften nicht. Sinnvoll wäre es, wenn die Industriestaaten endlich für mehr Steuergerechtigkeit sorgen würden. Die Konzerne verschieben ja zumeist legal ihre Gewinne, um Steuern zu sparen, da sind alle Staaten aufeinander angewiesen. Keine starke Frau und kein starker Mann erreicht alleine irgendetwas.

Wie erwerben Politiker wieder Respekt?

Um den notwendigen Respekt für die Politik auch bei uns wieder zu erreichen, müssen sich die Damen und Herrn aber auch anstrengen. Beispiel Bildung: Seit nunmehr Jahrzehnten weiß jeder, dass die Mischung aus Parteipolitik, Ideologie und Gewerkschaftsmacht jede Reform verhindert. Die Gesellschaft der Zukunft wird von Wissen leben, wir vergeuden wertvolle Zeit. Oder: Jeder weiß, dass ein guter Kindergarten Grundlage für besseres Lernen sein kann. Die Gemeinde Wien überlässt das großräumig islamischen Organisationen, die die Kinder dressieren, zum Auswendiglernen des Korans zwingen, aber nicht zum flexiblen Denken. Was haben wir von den Sprüchen des Bürgermeisters, dass er gegen die FPÖ ist, wenn seine Partei hier versagt? Ja, Respekt für die Politik, aber nur, wenn sie sich schnell und ohne dumme Streitereien um die Zukunft unserer Kinder kümmert.

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