Dosko, ein Mann für alle Koalitions-Fälle

H. P. Doskozil gilt neuerdings nicht nur als Personal-Reserve für Rot-Blau, sondern auch für Schwarz-Rot.
Josef Votzi

Josef Votzi

Kanzler Kurz, Vizekanzler Doskozil? Der Rot-Blau-Verbinder gilt neuerdings als Mann für alle Koalitions-Fälle.

von Josef Votzi

über die jüngsten Regierungs-Planspiele

Wer vor zwei Jahren dieser Tage das TV-Gerät aufdrehte, kam an ihm nicht vorbei: Über die ungarisch-burgenländische Grenze strömten täglich Hundertschaften von Flüchtlingen. Mittendrin ein Hüne in Polizeiuniform, der im wachsenden Chaos gelassene Ruhe ausstrahlte. Hans Peter Doskozil profitiert davon bis heute. Er hat es zudem bislang geschickt verstanden, über die Rolle des Heeresministers hinaus zum roten "Mister Sicherheit" für alle Lebenslagen zu werden: Klar in der Sache, verbindlich im Ton, jovial im Umgang.

Wenn der Umfrage-Kaiser des SPÖ-Teams betont förmlich wird, dann muss auch für ihn persönlich Feuer am Dach sein. Trotz Urlaubs und erst ein paar Tage nach dem Anlassfall, meldete sich gestern Doskozil via schriftliche Erklärung zum neuen blauen Skandal-Fall Johannes Hübner zu Wort: "Ohne Konsequenzen kann die FPÖ kein Partner sein." Die Ansage "Doskos" (wie er intern parteiübergreifend gerufen wird) ist mehrfach auffallend. An sich war vom Kanzler abwärts dazu schon alles gesagt.

Anfang der Woche war ruchbar geworden, wie ein FPÖ-Abgeordneter vor einem rechtsrechten Forum mit antisemitischen Anspielungen um billigen Applaus buhlte. Das rief nicht nur bei vielen in der SPÖ das Feindbild der letzten 30 Jahre in Erinnerung: Die FPÖ eine Partei mit unverbesserlichen Wiederholungstätern. Christian Kern suchte SP-internen Kritikern der jüngst beschlossenen Öffnung Richtung Rot-Blau vorsorglich so den Wind aus den Segeln zu nehmen: "Um dieses Verhalten zu bewerten, muss man nicht lange unseren Wertekompass bemühen."

Kanzler Kurz, Vizekanzler Doskozil?

Hans Peter Doskozil weiß freilich, dass es an ihm sein könnte, den Wertkompass in die Hand nehmen und möglicherweise neu eichen zu müssen. Denn nach Verlust der Nummer 1 würden die Karten auch in der SPÖ neu gemischt werden. Der Burgenländer hat zwar keine Berührungsängste mit Blau. Eine Regierung Doskozil-Strache würde aber vor allem die schwer angeschlagene Wiener SPÖ vor eine endgültige Zerreißprobe stellen.

Auch wenn die schwarze Propaganda trommelt "Rot-Blau kommt", ausgemacht ist in der Sache noch gar nichts. Fakt ist, dass Hans Peter Doskozil gemeinsam mit Christian Kern mit am Tisch sitzt, wenn – wie erst jüngst wieder in privatem Rahmen – Spitzenrote auch die persönliche Beziehungsebene mit FPÖ-Chef Strache austesten. Das Antreten von Griss und Pilz könnte aber die Wahl so aufmischen, dass sich Rot-Blau nicht einmal mehr theoretisch ausgeht.

Bringt sich also Doskozil mit der demonstrativen Grenzziehung zu unverbesserlichen Blauen nun auch als Juniorpartner von Schwarz-Rot ins Spiel? Christian Kern wird es in einer Ära Sebastian Kurz in der Regierung nicht mehr geben. Hans Peter Doskozil steht vor allem bei Wiener Roten unter Rechtsabweichler-Verdacht. Mit der Schärfung seines Profils gegen Rechts macht er sich nicht nur in der SPÖ stadtfein für eine politische Liaison, die die anrüchigen Blauen außen vor lässt: Kanzler Sebastian Kurz, Vizekanzler Hans Peter Doskozil.

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