Die Koalition hat es wirklich vergeigt

Parteipolitisches Hickhack stellt den ORF vor eine Zerreißprobe – die FPÖ droht bereits mit Totalumbau.
Philipp Wilhelmer

Philipp Wilhelmer

Die Kandidaten sollten nur ja eines nicht sein: Gefährlich für die Parteispitze.

von Philipp Wilhelmer

über die ORF-Wahl

Die spannendste Sichtweise auf die Generalswahl im ORF bot der freiheitliche Stiftungsrat Norbert Steger. "Das ist nur eine Wahl für ein Jahr", orakelte er. 2017 werde ohnehin gewählt. Unter einem blauen Kanzler Strache würden dann auch im ORF neue Saiten aufgezogen: "Ich bin von der freiheitlichen Partei bereits damit beauftragt worden, ein ORF-Gesetz zu schreiben", verkündete Steger mit siegessicherem Lächeln. Ganz so falsch wird er nicht liegen: An ein ewiges Leben der großen Koalition glaubt niemand mehr so recht.

Wird es wirklich so kommen, haben sich das SPÖ und ÖVP zu nahezu gleich großen Teilen zuzuschreiben. Die große ORF-Reform blieb aus, die Kandidaten, die jeweils unterstützt wurden, sollten nur ja eines nicht sein: Gefährlich für die Parteispitze. Den Höhepunkt markierte die heurige ORF-Wahl, in der die beiden Koalitionspartner versuchten, sich gegenseitig auszustechen.

Vordergründig blieb die ÖVP hier auf der Strecke. Die schwarz-blaue Medienkoalition wurde am Feuer dieser Niederlage jedenfalls festgeschmiedet, so viel zeigte sich am unversöhnlichen Gegenüber der beiden Parteien und dem Rest.

Alexander Wrabetz steht jetzt vor der Herausforderung, die beiden Lager im Haus zu versöhnen und der Versuchung zu widerstehen, ein ideologisches Aufräumen zu veranstalten.

Ein mutiger Generaldirektor würde jetzt ein Team der besten Köpfe ohne politische Zurufe und Zwänge aufstellen (ein viertes Mal wird er ohnehin nicht mehr gewählt werden) und in neue Zeiten aufbrechen. Und die Regierung? Die könnte sich auflösen. Oder schnellstmöglich diesen Parteifunk per Reform freigeben.

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