Der Twitter-Krieger sucht Anerkennung

Donald Trump setzt sein erratisches Verhalten fort, obwohl die Krisenherde mehr und gefährlicher werden.
Helmut Brandstätter

Helmut Brandstätter

Der Twitter-Krieger sucht Anerkennung

von Dr. Helmut Brandstätter

über Donald Trumps Sinneswandel

"North Korea is looking for trouble". So beginnt der Tweet von US-Präsident Donald Trump gestern Früh. Das Frühstücksfernsehen hat den 70-Jährigen offenbar gelangweilt. Auf Wienerisch würde man sagen: "Die Nordkoreaner suchen einen Wickel." Und dann schreibt der Mann, der sich um die Sicherheit der USA kümmern wollte, seinen 27,6 Millionen Followern und der ganzen Welt: "Wenn uns die Chinesen helfen, wäre das großartig. Wenn nicht, lösen wir das Problem ohne sie! U.S.A."

Kurz vorher hat er auf dem Kurznachrichtendienst Twitter geschrieben: "Ich habe dem chinesischen Präsidenten erklärt, dass sie einen besseren Handelsdeal bekommen, wenn sie das Nordkorea-Problem lösen." Also was jetzt? Trump verspricht – oder droht –, gegen Korea militärisch vorzugehen. Und alternativ will er den Chinesen mehr Waren abkaufen, wenn sie Kim Jong-un beseitigen? Ist das alles nur wirr oder schon gefährlich?

Sicher ist, dass der Mann, der im Wahlkampf seinen Vorgänger Barack Obama beschimpfte, weil er sich nicht ganz aus Nahost zurückgezogen hat und der Hillary Clinton als "Kriegstreiberin " bezeichnete, jetzt in Syrien militärisch aktiv ist, vor der Küste der koreanischen Halbinsel mit einem Flugzeugträger protzt und den Konflikt mit dem zweifellos gefährlichen koreanischen Diktator sucht. Aber wir sind nicht im Western, nicht auf der Main Street, der staubigen Hauptstraße, wo der Schnellere gewinnt, sondern in einer atomaren Welt, in der ein verrückter Koreaner Teile der Erde zerstören kann.

Heißblütiger Cowboy und cooler Putin

Die Chinesen, denen die USA viel Geld schulden, will Trump also mit einem Handelsabkommen kaufen, wie er mit den Russen auskommen will, ist völlig offen. Die Begeisterung Trumps für den "starken Mann" im Kreml ist offenbar vorbei. Und was jetzt? Wladimir Putin hat nach den Raketenangriffen der USA den Washingtoner Außenminister Tillerson ausgeladen. Und jetzt hat Putin nachgelegt: Er wisse, dass die USA Giftgasangriffe in Syrien durchführen und Assad in die Schuhe schieben werden, um dort massiver Krieg zu führen. Tillerson wiederum sagte, Moskau werde sich zwischen Assad und den USA entscheiden müssen. Aber warum sollte sich Putin jetzt plötzlich von Assad abwenden? Weil Trump ein paar Raketen abgefeuert hat?

Wir sind weit entfernt von einem dritten Weltkrieg, den gibt es nur in der Schlagzeile eines gedruckten, vom Steuerzahler finanzierten Dumm-Dumm-Geschoßes namens Österreich. Nein, es droht kein Weltkrieg. Aber wir sind in einer weltpolitischen Lage, wo das Misstrauen wächst, wo Handel und Wirtschaftswachstum schwieriger werden. Das muss uns Sorge machen.

Hier könnte Europa ins Spiel kommen, mit einer starken EU. Aber die gibt es nur, wenn sie auch endlich einig auftritt – politisch, wirtschaftlich und militärisch. Und dem einsam werdenden Trump klarmacht, dass er ohne Verbündete überhaupt nichts zusammenbringen wird.

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