Der Führer befiehlt, aber keiner folgt ihm

„Der Strache“ macht auf starker Mann und erlebt damit in seiner verunsicherten Partei nur Abfuhren.
Peter Rabl

Peter Rabl

Dieses extreme Geballer kann nur noch mehr Frustrierte zu Stronach vertreiben.

von Peter Rabl

über Heinz-Christian Strache

In der politischen Kommunikation nennt man es „Illeismus“, wenn einer von sich selbst in der dritten Person statt von „Ich“ redet. Das ist an sich typisch und natürlich bei Kleinkindern. Politiker lernen es von Kommunikationstrainern als rhetorische Technik, wenn man in der Defensive ist. Und „der HC Strache“ ist derzeit ganz eindeutig im Eck.

Zwölf Wahlen in Bund und Ländern konnte der FPÖChef seit 2005 als Erfolge verbuchen. In Kärnten und Niederösterreich setzte es am letzten Sonntag aber ordentliche Niederlagen, in den bundesweiten Meinungsumfragen stürzt Strache regelrecht ab.

Die Analyse ist einfach. Mit Frank Stronach haben die vielen Protestwähler gegen die klassischen Parteien, das politische System, die EU und den Euro eine zwar reichlich diffuse, aber relativ anständige Alternative bekommen. Man muss sich als frustrierter Wähler nicht mehr mit blauen Hetztiraden und bräunlichen Figuren identifizieren.

Dem erfolgsverwöhnten Strache und seinen Regisseuren misslang die darauffolgende Inszenierung gehörig. Er könne sich „leider nicht klonen“ und in allen Ländern gleichzeitig antreten. Daher brauche es in allen Ländern künftig eine neue Politik, die „mit dem Chef alles akkordiert“.

„Der Strache“ machte auf starker Mann, holt sich seither aber nur Abfuhren. Der Führer befiehlt und keiner folgt ihm.

Mehr Stimme als Vernunft

Die niederösterreichische Wahlverliererin Rosenkranz bleibt gegen die Forderung des extra zur entscheidenden Sitzung angereisten Strache im Amt. Die zerbröselten FPKler in Kärnten weigern sich, ihre Selbstständigkeit zugunsten einer Strache-geführten Bundespartei aufzugeben. Und auch sonst macht sich in der Partei der Zweifel breit, ob Strache auch nur annähernd so stark ist, wie er sich in den Zeiten vor Stronach fühlen konnte.

Plötzlich wirken seine Kanzler-Ambitionen nur noch lächerlich, sein Ziel von 33 Prozent bei der Nationalratswahl großmannssüchtig. Und es sehen sich jene in den akademischen Parteizirkeln der Schlagenden bestätigt, die Strache schon immer herablassend mehr Stimme als Vernunft zugeschrieben haben.

Die Folgen für den kommenden FP-Wahkampf sind absehbar, die werden es noch ärger treiben. Noch mehr gegen „die Ausländer“, noch radikaler gegen die EU. Schon fordert der steirische Landesobmann „konkrete Schritte für den EU-Austritt“.

Dieses extreme Geballer kann freilich nach hinten losgehen und nur noch mehr Frustrierte zu Stronach vertreiben. In Niederösterreich hat der die Blauen bereits überholt. Auch, weil er bisherige Nichtwähler mobilisieren konnte, die die FPÖ nicht erreichte.

Da zielen jetzt Zwei auf eine gewisse Wählerschaft, in der nach einer aktuellen Umfrage fast Zweidrittel einen „starken Mann„ als Problemlöser wünschen.

Ob sie den nach den jüngsten Ereignissen in Strache verkörpert sehen, darf heftig bezweifelt werden.

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