Der Boulevard hat's nicht gerichtet

Die SPÖ sollte sich bei künftigen Wahlen nicht auf die "Krone" verlassen.
Karin Leitner

Karin Leitner

Die Bürger mögen reif sein für direkte Demokratie, Rote und Schwarze sind es nicht

von Karin Leitner

über die Volksbefragung

Es war ein Novum in der heimischen Innenpolitik. Erstmals durften die Bürger abseits einer Wahl mitbestimmen. Entsprechend groß war die Nervosität in den Parteizentralen: Wie viele Österreicher werden hingehen? Es waren mehr, als die Experten prognostiziert hatten. Und das Ergebnis ist eindeutig: 60 Prozent wollen bei der Wehrpflicht bleiben. Die ÖVP darf sich als Sieger feiern; ihre Angst-Argumente – die Rettung kommt nicht mehr so schnell, bei Katastrophen fehlen die Helfer – haben gezogen. Der Zivildienst hat die Wehrpflicht gerettet. Für die SPÖ ist es eine bittere Niederlage. Selbst viele ihrer Anhänger konnte sie nicht vom Berufsheer überzeugen. Kein Wunder, wenn sogar rote Spitzen wie Salzburgs Gabi Burgstaller und der Steirer Franz Voves skeptisch waren. Dabei hatten Kanzler Faymann und sein Heeresminister Darabos auflagenstarke Unterstützung. Die Krone orgelte tagaus tagein für eine Profi-Truppe. Der Boulevard wird’s schon richten, war der Roten Kalkül. Er richtete es nicht; eine kräftige Watsch’n für Dichands Erben. Die SPÖ sollte ihre Strategie für die kommenden Wahlen überdenken. Kampagnen a la Krone & Co. reichen nicht, um zu mobilisieren. Und beiden Parteien sei für künftige Volksbefragungen gesagt: Im Vorfeld informieren statt polemisieren. Die Schlammschlacht in Sachen Heer hat gezeigt: Die Bürger mögen reif sein für direkte Demokratie, Rote und Schwarze sind es nicht.

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