Verpatzte Verlobung wegen Flugverspätung

NRW startet in die Sommerferien
Verpasste Sponsionen, geplatze Geschäftstermine und verpatzte Reisen – die Wartezeit ist oft nicht das Schlimmste an Flugverspätungen.

Markus Strohmayer

Das Ende ihrer Verlobungsreise hätten sich Laurenz N. und seine künftige Frau anders vorgestellt. Statt mit Sekt die Wolken über dem Ärmelkanal zu genießen, saßen sie gute 30 Stunden in London fest. Der Student Oliver H. hätte am 24. Juni in derselben Lauda-Motion-Maschine nach Wien sitzen sollen. Genug Puffer – so seine Überlegung –, um am nächsten Vormittag rechtzeitig zu seiner Sponsion zu kommen.

Was sich dann abspielte, können sich die Passagiere des Flugs OE1315 bis heute nicht erklären. „Ich war kurz nach halb neun im Flieger und wartete auf den Abflug“, erinnert sich Cornelia Leber, die aufgrund der Verspätung wichtige Geschäftstermine absagen musste. Denn knapp vier Stunden später saß die 40-Jährige immer noch in der Maschine – ohne, dass diese jemals den Boden verlassen hätte. „Uns wurde mehrfach gesagt, dass ein technischer Fehler vorliege, der gerade behoben werde.“

Wie sich herausstellte, war die Panne nicht auf die Schnelle zu reparieren. Gegen 12.30 Uhr ließ der Kapitän alle aussteigen. „Es war ein warmer Tag, es waren mehr als hundert Menschen an Bord, und uns wurde in vier Stunden nicht einmal kostenloses Wasser angeboten“, erzählt Laurenz N. Um drei Euro hätte man es kaufen können.

Informationen soll es keine gegeben haben, lediglich einen Gutschein im Wert von umgerechnet vier Euro nach mehrstündiger Wartezeit in der Abflughalle. Erst gegen Abend war klar, dass die Ersatzmaschine am nächsten Tag kommen würde. Diese kam auch, allerdings erneut mit zweistündiger Verspätung. Ankunft in Wien war schließlich mit mehr als einem Tag Verspätung gegen 21 Uhr.

Kein Einzelfall

Yvonne Werginz war wiederum im Dezember 2018 auf der Rückreise von New York in der Früh in Paris zwischengelandet. Dort war sie schon am Gate, als ihr mitgeteilt wurde, sie sei nicht im System. „Ich wollte gerade ins Flugzeug, aber beim Scannen des Tickets leuchtete es rot auf.“ Die Mitarbeiterin von Air France teilte ihr mit: „Sie gibt es nicht.“ 

Warum ihr eine Bordkarte ausgestellt worden war, für die sie auch bezahlt hatte, konnte ihr niemand erklären. Nach einem Tag am Flughafen ging es um 22 Uhr nach Hause. Ihr Gepäck kam zwei Tage später. Ein halbes Jahr danach eine Entschädigung von 600 Euro.

Das Glück, noch am selben Tag heimzukommen, hatte Georg H. im Juli nicht. Am Rückweg von Genf nach Graz wurde sein Flug an aufeinanderfolgenden Tagen annulliert. Easyjet begründete das mit dem Wetter und operativen Problemen. Eine Entschädigung gab es vorerst nicht, denn „Wetterverspätungen seien höhere Gewalt“. Erst mithilfe der Agentur für Passagier- und Fahrgastrechte (apf) erkämpfte er sich schlussendlich für beide Flüge je 250 Euro. 

H. nahm dann übrigens den Nachtzug nach Graz: „Ich hatte ganz vergessen, wie gerne ich eigentlich Zug fahre.“

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