USA müssen das Militär zügeln

Ein Armeechef, der die ägyptische Straße in eigener Sache mobilisiert, riskiert den Bürgerkrieg – oder will ihn bewusst.
Walter Friedl

Walter Friedl

Ein Armeechef, der die ägyptische Straße in eigener Sache mobilisiert, riskiert den Bürgerkrieg – oder will ihn bewusst.

von Mag. Walter Friedl

über Ägypten

Man fragt sich schon, was den ägyptischen Armeechef al-Sisi geritten hat, als er für heute zu Demonstrationen aufrief. Ein Mandat zur Bekämpfung des Terrorismus wolle er sich abholen, hieß es. Im Klartext: Eine nachträgliche Legitimation des Putsches, denn nichts anderes war die Absetzung von Präsident Mursi. Und für die Zukunft – weitreichende Vollmachten: Im Visier stehen Mursis Muslimbrüder, die das als Kriegserklärung auffassen müssen.

Mögen muss man die Islamisten nicht, die während ihrer Regierungszeit teils arrogant, teils inkompetent, teils autoritär agierten, aber sie waren durch demokratische Wahlen an die Macht gekommen. Dass nun das Militär gegen sie die Straße mobilisiert, ist ein fataler Fehler. Oder doch vielleicht zynisches Kalkül? Soll die Situation derart eskalieren, dass die Generalität offiziell das Staatskommando übernehmen „muss“? Inoffiziell hat es die Armee ja schon. Der starke Mann heißt al-Sisi, der auch Vize-Premier und Verteidigungsminister ist. Übergangspräsident Adli Mansour ist bloß seine Marionette.

Dem Machtrausch der Offiziere muss schleunigst Einhalt geboten werden, ehe das Land am Nil – wie einst Algerien – in einen Bürgerkrieg schlittert. Der Schlüssel dazu liegt in Washington: Die jährliche US-Finanzspritze für das ägyptische Militär in der Höhe von 1,3 Milliarden Dollar sollte als Argument reichen.

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