Putin zieht Obamas Kopf aus der Schlinge

Auch wenn der US-Präsident seine Syrien-Politik jetzt als Erfolg verkauft: Sie ist es nicht, eher ein Trauerspiel.
Walter Friedl

Walter Friedl

Obama stand an der Heimatfront vor dem größten innenpolitischen Debakel seiner Amtszeit.

von Mag. Walter Friedl

über Syrien

Erleichtert steckt US-Präsident Barack Obama den Colt wieder ein, den er ohnehin nur widerwillig auf Syrien gerichtet hat. Dass das Regime unter Machthaber Assad auf einen einzigen Zuruf Russlands jetzt sein Chemiewaffenarsenal unter internationaler Kontrolle verschrotten lassen will, eröffnete dem Commander in Chief einen Ausweg aus jener Sackgasse, in die er sich selbst hineinmanövriert hatte. Das Weiße Haus verkauft das Einlenken Damaskus’ als Erfolg seiner Syrien-Politik – mit dem Hinweis auf die aufgebaute militärische Drohkulisse.

Das ist Nonsens. Obama stand an der Heimatfront vor dem größten innenpolitischen Debakel seiner Amtszeit. Nicht nur, dass fast zwei Drittel der Amerikaner einen Militärschlag ablehnen, hätte ihn wohl auch der US-Kongress auflaufen lassen. Den Rest seiner Präsidentschaft (bis 2017) hätte er vergessen können. In Wahrheit zog Kreml-Chef Wladimir Putin Obamas Kopf aus der Schlinge und sonnt sich jetzt als großer Vermittler.

Der US-Präsident musste förmlich auf den Deal eingehen – auch wenn er noch so windig ist und Dutzende Fragen offenlässt. An der Grundproblematik ändert das aber gar nichts: Washington hat offenbar nicht die leiseste Idee, wie der Konflikt (politisch) zu lösen ist. Das heißt, das US-Bombardement ist (zunächst) abgeblasen, das Sterben im syrischen Bürgerkrieg prolongiert.

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