Obama enttäuscht

Die Rede des US-Präsidenten in Berlin fällt nicht in die Rubrik „historisch“.
Reinhard Frauscher

Reinhard Frauscher

Seine Rede fällt nicht in die Rubrik 'historisch'.

von Reinhard Frauscher

über Obama in Berlin

Obamas Berlin-Rede 2008 war ein einziges riesiges Versprechen und gipfelnd im genialen Spruch: „Yes, we can“. Es war der beste US-Slogan, den Berlin seit dem „Tear down this wall, Mr. Gorbatschow!“ (Reißen Sie diese Mauer nieder) von Ronald Reagan gehört hatte.

Während die von ihm militärisch stark unterlegte Aufforderung rascher eine friedlichere Weltordnung brachte als weithin erwartet, erleben die Obama ergebenen Deutschen nichts von dessen Visionen: keine Runderneuerung der US- und Weltpolitik. Die USA sind unter ihm kaum besser, ja, nicht einmal ehrlicher geworden. Dafür verspotten ihn Anhänger des hier gehassten Vorgängers George W. Bush als „All Lips“ („dicke Lippe“, „Großmaul“).

Obamas zweite Berlin-Rede war rhetorisch wieder gut, gibt denen aber recht: Als Hauptinhalt Atomwaffen zu reduzieren, klingt zwar nett, ist aber weder „historisch“ noch relevant. Klar, die alten Gegensätze, an deren heißestem Schnittpunkt Berlin lag, sind Geschichte. Heute sind es andere. Doch Lösungen für die Konflikte zeigte Obama nicht einmal perspektivisch auf.

Das Motto des Jazzfests Berlin 2008 war „Jazz we can“. 2013 passt „All Lips“.

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