Nur mit weißen Männern sind Wahlen nicht zu gewinnen

Ingrid Steiner-Gashi

Ingrid Steiner-Gashi

Die Grand Old Party hat ein Latino-Problem

von Mag. Ingrid Steiner-Gashi

über die US-Wahl

Schon vor dem Wahltag schwante so manchem republikanischen Spitzenpolitiker Übles: "Wir werden das demografische Rennen ganz böse verlieren", befürchtete Senator Lindsey Graham vergangene Woche in der Washington Post. "Wir haben nicht genug zornige weiße Männer, damit wir langfristig mitbestimmen werden."

Das Wahlergebnis sollte die Sorgen des republikanischen Senators bestätigen: Die Grand Old Party hat ein Latino-Problem. Nicht einmal ein Drittel aller Wähler mit hispanischen Wurzeln stimmte am Dienstag für Mitt Romney – während 69 Prozent ihrer Stimmen an Barack Obama gingen.Noch stellen die Latinos in den USA nur ein Zehntel aller Wahlberechtigten, doch sie sind die am schnellsten wachsende Wählergruppe. Ohne sie werden keine Wahlen mehr zu gewinnen sein. Selbst in den bisher streng republikanischen Staaten wie Texas und Arizona wachsen die Latino-Gemeinden so stark, dass sie bei Wahlen spätestens ab 2020 zu Swing States werden oder den Demokraten zufallen könnten.

Abgeschreckt

Bisher hatten die Republikaner der hispanischen Minderheit wenig zu bieten: Die Forderung nach strengeren Immigrationsgesetzen schreckte potenzielle Latino-Wähler ab. Dass sie eine attraktive und junge Wählergruppe sind, wurde von vielen Republikanern ignoriert oder abgelehnt.„Unsere Partei praktiziert eine erbärmliche Minderheitenpolitik“, ärgerte sich denn auch Ex-Präsidentschaftskandidat Mike Huckabee. Das Wahlergebnis gab ihm recht: Auch bei den Wählern mit asiatischen Wurzeln kam Romney nur auf 24 Prozent, bei den afro-amerikanischen Wählern blieb er unter zehn Prozent.Auch die Stimmen der Frauen (44 Prozent) konnte er nicht mehrheitlich gewinnen. Ebenso wenig wie jene der Unter-30-Jährigen. Auch wenn die Begeisterung der jungen Wähler für Präsident Obama stark nachgelassen hat, profitierte Mitt Romney davon nicht: Nur knapp 40 Prozent der Jungen stimmten für den Republikaner.

Junge Wähler

Was übrig bleibt, ist die klassische Klientel der Republikaner: Weiße Männer (52 Prozent stimmten für Romney), Senioren, Evangelikale, Bewohner reicher Vorstädte. Mit dem Fokus auf sie allein aber werden die Republikaner keinen Staat mehr machen, warnen gemäßigte Parteistrategen: Weiße Wähler machen in den USA heute nur noch 70 Prozent aller Wahlberechtigten aus, vor 20 Jahren waren es 90 Prozent.

Doch dass die Republikaner verstärkt auf nicht-weiße Wähler zugehen, scheint noch lange nicht gesagt. Die Basis der Partei ist weit nach rechts gerückt und bangt um das Überleben des "weißen Establishments". Die Schuld an der Wahlniederlage sieht sie nicht in einem Parteiprogramm, das zu wenige Bevölkerungsgruppen einschließt, sondern in Kandidat Mitt Romney: Der sei ohnehin nur ein Übergangskandidat gewesen und "kein echter Konservativer".

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