Diese Grenze lässt sich nicht wegreden

Zwischen der Ukraine und dem Westen liegt mehr, als ein paar Stehsätze aus dem EU-Repertoire wegräumen können. Russland sichert seine Einflusssphäre.
Konrad Kramar

Konrad Kramar

Am Ende ist der Arm Moskaus immer länger

von Mag. Konrad Kramar

über die EUkraine-Krise

Ein Schritt vor, zwei Schritte zurück: Das orientierungslose Hin und Her der Ukraine zwischen der EU und Moskau begleitet das Land seit dem Zerfall der Sowjetunion. Am Ende ist der Arm Moskaus immer länger, seine Erdgas-Politik wirksamer als vage Versprechen aus Brüssel. Auch in der Ukraine gibt es Oligarchen, die auf Putins Zuruf verlässlich parat stehen, um ihre geschäftlichen Interessen zu sichern. Und diese Oligarchen lassen die Politik in Kiew nach ihrer Pfeife tanzen.

Die Ausweitung der EU nach Osten ist eines jener Schönwetter-Ideale, mit der Brüssel gerne von inneren Schwächen ablenkt. Doch wenn die Union die Grenze zur Ukraine tatsächlich überwinden will – auch wenn die im 20. Jahrhundert nach Westen verschoben wurde – müssen tiefsitzende historische, kulturelle und gesellschaftliche Gegensätze überwunden werden. Dass Russland dieses Land als Teil seiner Machtsphäre begreift, ist mehr als ein spätes Erbe des Stalinismus. Es ist die Konsequenz aus einer gemeinsamen Geschichte über ein Jahrtausend. Das ist keine Rechtfertigung für Russlands unverblümt imperialistische Politik – aber ein Grund für die EU, sehr genau nachzudenken, was man von und in Ländern wie der Ukraine eigentlich will. Sollte es tatsächlich den Willen geben, aufeinander zuzugehen, müsste die Ukraine, aber auch die EU, viele ihrer Grundsätze überdenken. Ob man aber dazu in Kiew wirklich bereit ist, darf – bei aller Sehnsucht nach dem goldenen Westen – ernsthaft bezweifelt werden.

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