Kommentar: Die Kulturnation wird weiter hintangestellt

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Die nun präsentierten Kulturöffnungen sind gering - und haben im Detail fast schon bittere Komik.
Georg Leyrer

Georg Leyrer

Wenn die Menschen einander auf der Theaterbühne doch nur mehr foulen würden! Fußballprofis und Blutgrätsche, naja, das geht schon irgendwann bald. Auch bei Corona. Aber auf der Bühne küssen, umarmen, berühren einander die Kulturprofis halt.

Und das geht nicht.

Die Kulturöffnung, die die Regierung am Freitag bekanntgegeben hat, ist keine. Museen dürfen wieder aufsperren (wollen aber lieber später). Büchereien und Bibliotheken dürfen wieder Lesestoff verleihen, also einen Monat nach den anderen Geschäften, aufsperren.

Und sonst?

Sonst gibt es eine Absage für Großveranstaltungen im Sommer, aber noch keine für die auch nicht kleinen Salzburger Festspiele. Der Widerstand dieses gallischen Dorfs ist heftig, und Präsidentin Helga Rabl-Stadler hat offenbar einen besonderen Zaubertrank getrunken.

Es gibt darüber hinaus nur Wahrscheinlichkeiten und Möglichkeiten für die Kultur. Und fast schon bitteren Humor im Detail. Kabarett ja, das könnte bald einmal gehen, steht ja nur einer auf der Bühne. Blasmusik nein! Geiger, die nebeneinander sitzen? Nein! (Mauer beim Freistoß: Ja.)

Proben - mehrfach fällt hier das Wort Trainings, aber wir sind leider nicht beim Sport - sind im Einzelunterricht ab Mitte Mai möglich. Man stutzt. Da spielt der Fußball wohl schon Matches. Und inwiefern ist das Üben und Unterrichtet-Werden für Musiker, Schauspieler keine berufliche Tätigkeit? Die sind doch immer erlaubt gewesen, und "Home Office" in der Kultur ist ja nicht immer möglich.

Die Regierung setzt in der Kultur auf finanzielle Hilfe, offenbar noch ausführlicher als bisher. Das ist gut und notwendig.

Und signalisiert sonst aber: Kultur? Lieber mal nicht. Das halten wir noch länger aus. Dieser Zugang wird die Kulturnation Österreich grundlegend verändern. Nicht zuletzt auch im Selbstbild.

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