Very british: Wenn Blitze töten könnten
Vor dem Hintereingang des Buckingham Palace stehen zwei Soldaten der schottischen Garde. Das sind die Leibwächter der Queen mit den 45,72 Zentimeter hohen Mützen aus Bärenfell und den adretten roten Uniformen.
Manche der Mützen sind mehr als 100 Jahre alt. Trotzdem werden neue hergestellt, deshalb müssen jedes Jahr 100 amerikanische Schwarzbären dran glauben. Logisch, dass sich Tierschützer regelmäßig aufpudeln, auf die Barrikaden steigen und sich irgendwo anketten, beschmiert mit Schweineblut. Wo das herkommt, fragt natürlich keiner.
Weil also Bären in die Kategorie Bambi fallen, wurde die Idee geboren, den Soldaten Hauben aus Webpelz zu verpassen. Das haut nicht hin, weil es sie umhauen würde. Aufgrund der statischen Aufladung könnte jeder Blitz tödlich sein.
Während die Soldaten vor dem Buckingham Palace nur durch ein Gitter beobachtet werden können, stehen jene am Hintereingang, bei der Horse Guards Parade, auf der Straße. Vor einem Hütterl. Die Aufgabe besteht darin, mit starrem Blick vor sich hin zu starren und das Gewehr samt Bajonett geradezuhalten. Regungslos. Es scheint fast, als gebe es für jedes Blinzeln ein Minus in Mitarbeit.
Die Menschenschlange vor diesen zwei Soldaten ist bemerkenswert. Niemand will ohne Erinnerungsfoto zum Beachvolleyball-Stadion gehen. Merke: Beachvolleyball. Also ein Haufen ausgelassener, junger Menschen, die sich Zentimeter neben den Soldaten fotografieren lassen. Wenig verwunderlich, dass bei den beliebtesten Motiven die Finger im Spiel sind – bei gestrecktem Mittelfinger Richtung Kamera lachen die meisten am lautesten, auf Platz zwei folgt das Zeichen des Gehörnten.
Plötzlich salutieren die Scottish Guards ab. Der Prince of Wales ist eingetroffen, sie sind erlöst und müssen hinter dem verschlossenen Tor auf His Royal Highness aufpassen.
Ob sich auch Charles mit ihnen fotografieren lässt?harald.schume@kurier.at
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